ZODIAC

ZODIAC
Ein Film von David FincherUSA 2007158 min OV

Teil der Special Reihe BEHIND THE HEADLINES

Robert Graysmith: “Just because you can‘t prove it doesn‘t mean it‘s not true.”


Fünf Morde in der San Francisco Bay Area, die in den Jahren 1968/69 von einem unbekannten Täter ausgeübt wurden, sorgten in der Bevölkerung für Angst und Beunruhigung und ließen die Personen, die sich der Aufklärung der Verbrechen verschrieben hatten, jahrelang ratlos zurück. Der Fall des Zodiac, so das Pseudonym, mit dem der Serienmörder mit Polizei und Medien kommunizierte, erreichte mit seinen rätselhaften Briefen und Chiffren eine nationale Bekanntheit und bleibt eines der berüchtigtsten ungelösten Verbrechen der USA.

Der Film folgt und beobachtet den Reporter Paul Avery (Robert Downey Jr.), den Karikaturisten Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal) sowie den Polizisten Dave Toschi (Mark Ruffalo) bei dem Versuch der Aufklärung - wie sie sich, einer Spur nach der nächsten folgend, darin verlieren und drohen, an der Obsession und der Ohnmacht zu zerbrechen.

More than any American movie of the past decade, Zodiac accepts and embraces irresolvability, which may be why it's so hypnotically rewatchable.
The Ringer

Drehbuchautor James Vanderbilt und die Produktionsfirma Phoenix Pictures hatten wenig Hoffnung, Regisseur David Fincher, der für ZODIAC ihre erste Wahl war, verpflichten zu können. Fincher wiederholte sich bekannterweise in seiner Arbeit nicht (oder nur ungern) und hatte mit SE7EN bereits einen Serienkiller-Film in seinem Portfolio.

Doch der Filmemacher hatte ein sehr persönliches Interesse am Stoff: geboren 1962 und aufgewachsen in der Bay Area, sah er in den Morden einen kollektiven Verlust der Unbeschwertheit seiner Heimatorte und verknüpfte diese mit dem eigenen Erwachsenwerden und des damit verbundenen Unschuldsverlustes.

Ähnlich wie seine drei Protagonisten schien er sich in einem Sog der Recherchearbeit zu verlieren, indem er den ungelösten Fall gemeinsam mit Vanderbilt neu aufrollte, Zeug:innen befragte und sogar Tatorte wiederholt aufsuchte. Diese Art der Vorbereitung wich enorm vom üblichen Pre-Production Protokoll ab und zementierte seinen Ruf als Perfektionist. Geschichten von bis zu 90 Takes der kleinsten Gesten, um Schauspieler:innen und deren Manierismen zu “brechen”, digital hinzugefügte Fingerhärchen und per Helikopter eingeflogene Bäume taten ihr Übriges, um den Auteur als Borderline-manisch zu etikettieren.

So amüsant derlei Anekdoten sind, darf man dabei nicht vergessen, dass Fincher diese Akribie kalkuliert und erfolgreich einsetzt: mit kleinen Adaptionen des Redaktionsraumes, um den Zeitraum der Handlung zu illustrieren, über zeitgemäße Gerätschaften, bis hin zu vielschichtigen Klangteppichen aus Musik- und Werbespot-Fetzen, breitet sich der Film vor unseren Augen beinahe dokumentarisch aus und bietet ein beeindruckendes Porträt eines Ortes, einer Zeit und eines gesellschaftlichen Zustands.

(Text: Otto Römisch)

I don‘t think of this as a serial killer movie, I think of this as a newspaper movie […] It‘s a movie about the search for some kind of truth. The human mind’s need to make sense of something that‘s randomly chaotic.
David Fincher