TRAFIC

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Tati im Stoßverkehr | Ein Film von Jacques TatiF/I 1971105 min OmU

Teil der Special Reihe WERKSCHAU JACQUES TATI

Die ganze Welt ist in Bewegung! Nicht nur die allererste Mondlandung steht kurz bevor, sondern auch die große Automobilausstellung in Amsterdam. Auch die Pariser Firma Altra schickt eine Abordnung in die Niederlande – mitsamt dem neuesten Modell, einem ultra-kompakten Campingwagen. Mit von der Partie ist der Vertriebsleiter, die neue PR-Managerin Maria, der Fahrer Marcel – und Mr. Hulot, ein Angestellter der Firma.

Der Road-Trip beginnt auch ganz planmäßig – doch wir sind in einem Jacques-Tati-Film, also ändert sich das rasch. Schon nach wenigen Kilometern hat das Transportfahrzeug einen Patschen, kurz darauf ist der Tank leer – der Ausgangspunkt einer der legendärsten Filmszenen aus TRAFIC, als sich Mr. Hulot mit einem anderen Autofahrer ein Wettrennen über einen Acker liefert, den Benzinkanister fest in der Hand. Dann gibt's natürlich Stau, die nächste Panne, kleine und große Unfälle, Probleme mit der Polizei … und als der Campingwagen endlich samt Besatzung in Amsterdam ankommt, wartet dort das Grand Finale der Katastrophen: Gähnende Leere im Messezentrum.

Zwei VW-Käfer, ein Citroën DS, ein Peugeot 504, ein Renault R4 und ein knallgelber Siata Spring, mit ein paar weiteren Classic Cars in einer bunten Karambolage: Das Herz der Vintage-Auto-Liebhaberin weint, gelacht wird dabei trotzdem, first and foremost. Die Grundlage für das Drehbuch von TRAFIC waren seltsame, lustige und absurde Vorfälle im Straßenverkehr, die eigentliche Handlung wurde drumherum geschrieben.

Das Lachen entsteht aus einer gewissen grundlegenden Absurdität.
Jacques Tati, 1957

TRAFIC ist der letzte Film, in dem Tati als Mr. Hulot auftrat – und das nur aus finanziellen Gründen, mit dem unglaublich aufwändigen Dreh von PLAYTIME hatte sich Tati schwer verschuldet. Doch auch diesmal überschritt er sein Budget massiv, zusätzlich überwarf er sich mit Teamkollegen und Geldgebern – wodurch sich auch die Zusammensetzung der Crew mehrmals änderte. Einer der Kameramänner war etwa ein gewisser Lasse Hallström, er wurde allerdings bereits nach zwei Tagen von Tati wieder entlassen.

Der Filmtitel TRAFIC ist übrigens eine „französisierte“ Version des englischen Wortes „Traffic“ (in Französisch „circulation“). Alles Moderne, Schnelle und Technische war für Tati stets Faszination und Ungeheuer zugleich, und so ist der Fortschritt auch in diesem Film das Fremde, Internationale. Ein Phänomen, dem die gemütlichen Franzosen mit Befremdung begegnen – und sich am Tankstellen-Buffet gleich noch zwei Glas Côtes du Rhône bestellen.

(Text: Gini Brenner)

A masterpiece in its own right - not only for the sharp picture of the frenetic and gimmick-crazy civilization that worships cars, but also for many remarkable formal qualities.
Jonathan Rosenbaum, Chicago Reader