SWEET SMELL OF SUCCESS

SWEET SMELL OF SUCCESS
Ein Film von Alexander MackendrickUSA 195796 min OV

Teil der Special Reihe BEHIND THE HEADLINES

J.J. Hunsecker: "I'd hate to take a bite outta you. You're a cookie full of arsenic."


Die Augen von J.J. Hunsecker (Burt Lancester) sind omnipräsent. Sie blicken von den LKWs, während diese ihre nächtlichen Auslieferungsrunden tätigen, auf die Bewohner:innen Manhattans. Beladen mit den Zeitungen, in denen seine Kolumne "The Eyes Of Broadway" mit einer wohlwollenden oder vernichtenden Erwähnung über Karrieren, Ämter und Existenzen entscheidet. Keine Gerüchte, keine Informationen, keine Notizen entgehen seinen Blicken. Und egal ob Zigarettenmädchen oder Senator, sie alle sind seiner Willkür und seinem Wohlwollen unterworfen.

So auch der schmierige Presseagent Sidney Falco (Tony Curtis). Er versucht sich schon so lange im Morast der anstandslosen Anbiederung nach oben in die Sonnenstrahlen des Erfolgs und der Unabhängigkeit zu schlängeln, dass die Moral - oder eine Idee davon - nur mehr eine verwischte Erinnerung auf einer fliegenden Cocktailserviette am Asphalt des Times Square ist. 

Unwillig, die Liebe der eigenen Schwester zu einem Jazz-Gitarristen zu akzeptieren und somit Kontrollverlust über einen Aspekt seines Lebens hinzunehmen, benutzt Hunsecker Falco als marionettenhaften Bluthund, um das junge Glück zu zerschlagen. Pressearbeit at its worst sozusagen.

New York never looked as thrillingly sordid as it does in this scabrous masterpiece.
The Times (UK)

Regisseur Alexander Mackendrick, der sich in Großbritannien mit erfolgreichen Produktionen der prestigeträchtigen Ealing Studios wie THE LADYKILLERS und THE MAN IN THE WHITE SUIT (beide mit Alec Guiness in der Hauptrolle) in den 1950ern einen Namen gemacht hatte, war die Hierarchien und Mechanismen Hollywoods bei seinem US-Debut SWEET SMELL OF SUCCESS nicht gewohnt.

Die letzte Konstante eines damals bereits dem Untergang geweihten Studiosystems waren die Stars mit einer ungewöhnlichen Autoritätshoheit. Am Set galt das Wort Lancesters, der in den meisten seiner Filme auch als Produzent verantwortlich zeichnete. Und so sollte sich Mackendrick, der die Arbeit als kreative Kollaboration ansah, innerhalb dieses Systems nie zurechtfinden. Der Erfolg mit seinem mittlerweile anerkannten Meisterwerk blieb ihm zur Zeit seines Erscheinens verwehrt.

Dieser Umstand scheint aus heutiger Sicht erstaunlich, sind einige der Sätze des messerscharfen Drehbuchs von Clifford Odets doch noch immer beinahe physisch schmerzhaft - die verbalen Schläge J.J. Hunseckers sind so ausgerichtet, dass das Opfer liegen bleibt.

James Wong Howes Kamera wirkt derart agil und mannigfaltig, dass sie den neuen europäischen Wellen näher zu sein scheint als dem System, aus dem sie hervorgeht. Sie bietet dabei ein Stadtportrait, das maßgeblichen Einfluss auf die Darstellungen New Yorks bei Martin Scorsese und Woody Allen ausgeübt hat. Klanglich zusammengehalten und getragen wird dies alles mit Hilfe einer elektrisierenden Symbiose aus Elmer Bernsteins klassischen Kompositionen und dem treibenden Cool Jazz des Chico Hamilton Quintet.

(Text: Otto Römisch)

It’s […] a delicious and dangerous tour of journalism’s dark underbelly.
A.O. Scott, The New York Times