STRANGE DAYS (35mm)

STRANGE DAYS
Ein Film von Kathryn BigelowUSA 1995145 min OV 35mm

Teil der Special Reihe NACHTBLENDE

am 12. August 2023 im Gartenbaukino

“Ah yes, I remember. 1999. Good times.”
Chris on Letterboxd

Virtuos inszeniertes Actionkino mit einer starken politischen Schlagseite von der gefeierten wie umstrittenen Kathryn Bigelow! Das vielerorts zu Unrecht belächelte Feuerwerk von einem Science-Fiction-Film eröffnet das zweite Programm der Nachtblende Nocturnal Lights. Es werde Licht!

Wahrlich seltsame Tage im Los Angeles des Jahres 1999. Wenige Stunden von der Jahrtausendwende entfernt herrscht Chaos auf den Straßen der Großstadt. Menschen fürchten die Apokalypse um Schlag Mitternacht, auch wenn noch unklar sein dürfte, für welche Zeitzone sie sich entscheiden wird. Zur Weltuntergangsstimmung trägt auch eine neue Technologie bei, die es Menschen anhand eines Chips ermöglicht, aufgezeichnete Erfahrungen anderer mit allen Sinnen nachzuerleben. Eine dieser Szenen zeigt die Ermordung einer berühmten Person of Color und der Zeugin des Geschehens durch die Polizei. Ein Chip, der eine Revolution auslösen könnte…

Insgesamt zeichnet der Film eine amoralische, gewalttätige Welt mit solcher Intensität, dass er zum ersten Mal seit BLADE RUNNER für das Genre neue Maßstäbe setzt.
Joachim Valentin in „Die Faszination des Bösen“

Die Verpackung von realen und gesellschaftlichen Problemen in Form eines hochgradig mitreißenden Genrefilms: Das liegt Kathryn Bigelow. Unterschiedliche Macht-Dynamiken interessieren die Regisseurin seit ihrem Frühwerk. Ob es um gesellschaftlichen Ausschluss wie im Vampir-Western NEAR DARK (1987), oder um rassistisch motivierte Polizeigewalt wie in DETROIT (2017) geht. Auch STRANGE DAYS ist ein politischer Film, der die Unruhen in Los Angeles der 90er-Jahre zum Anlass nahm. Diese sind durch den Freispruch von drei weißen und einem lateinamerikanischen Polizisten entstanden, die vier Jahre zuvor bei einem Einsatz einen afroamerikanischen Mann durch übertriebene Gewaltanwendung getötet haben.

So gesellschaftskritisch Bigelow ihre Filme inszeniert, so sehr mag ihre Haltung in Bezug auf Feminismus überraschen: „In fact, being labeled as a feminist director is something that Bigelow actively resists, because, for her, the hope is that we will one day arrive in an era where the gender of the filmmaker is irrelevant“, wie Katherine Barscay festhält. Nicht ganz unironisch erscheint die Tatsache, dass sie als erste weibliche Regisseurin mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Für THE HURT LOCKER (2008), der von vielen als klassisch männliches Kino bezeichnet wird und sowohl vor als auch hinter der Kamera ein überwiegend männliches Team aufweist.

The movie paints a Los Angeles that stands midway between the futuristic nightmare of BLADE RUNNER and the mean streets of 1940s film noir.
Rogert Ebert