SAFE

SAFE
Ein Film von Todd HaynesUSA/GB 1995119 min eOV

Teil der Special Reihe TODD HAYNES, AMERICAN FILMMAKER

So wie sie da liegt, unter ihrem Mann, beim Sex, ist auf den ersten Blick ersichtlich, wie es um diese Beziehung steht. Später wird sie sich verplappern; gefragt, was sie so mache, rutscht ihr beinah das Wort „housewife“ heraus, grade noch kann sie korrigieren in „homemaker“. In ihren Kreisen – McMansion in der Suburb, der Mann bringt das Geld Nachhause, die Latino-Haushaltshilfe kümmert sich um den Rest, die Trophy-Wife hat Zeit für Dauerwelle und Maniküre – ist frau keine Hausfrau.

Beautifully constructed, chilling internal nightmare where every scene plays out like a little mini movie in and of itself. Brilliant.
Empire Magazine

Der Psychiater fragt, weil Carol über Beschwerden klagt, körperlich aber eigentlich alles in Ordnung ist. Eigentlich. Auf der Tonebene (Maschinenlärm) und mittels Kadrage (Isolation der Figur) macht Haynes, der mit SAFE ein eigenes Drehbuch verfilmt, von Beginn an deutlich, dass Carols Existenz verkehrt ist. Sie wird krank, weil sie nichts zu tun hat und nichts mit sich anzufangen weiß und ihren Mann nicht mehr aushält. Sie wird krank, weil die perfekte Ineinanderverzahnung der beiden Systeme Patriarchat und Kapitalismus ihr kleines Rädchen zum Stillstand gebracht hat. Vielleicht war sie schon immer ein schwacher Charakter, der sich nicht wehren konnte. Doch weil sie sich nicht wehrt, wehrt sich nun der Körper.

Haynes adressiert mit dieser Geschichte eines Ausklinkens ein nach wie vor gegenwärtiges Phänomen - Entfremdung zieht Krankheit nach sich und ruft mit esoterischen Heilsbringern die immanenten Garanten von Stagnation auf den Plan - und bettet es, ohne dass dabei der Eindruck von Überfrachtung entstünde, in einen umfassend gesellschaftskritischen Zusammenhang ein.

Die Rolle der Carol markiert sowohl Julianne Moores erste große Hauptrolle als auch die erste von bislang fünf Kollaborationen mit Haynes; der wiederum feierte mit SAFE international einen beachtlichen Erfolg.

(Text: Alexandra Seitz)

This creepy art movie will stay with you.
Jonathan Rosenbaum, Chicago Reader