Teil der Special Reihe WERKSCHAU JACQUES TATI
Yay, der Zirkus ist in der Stadt! Die Kinder sind aufgeregt, die Eltern je nach Persönlichkeitsstruktur angst- oder erwartungsvoll, man wirft sich ins Festgewand, aber das bequemere, in dem man länger sitzen kann. Das Publikum stellt sich beim Eingang an, die Leute geben Zeug an der Garderobe ab, dann suchen sie sich ihre Plätze. Die Kapelle hebt zu spielen an, die Vorführung beginnt.
Es ist keine perfektionistische Las-Vegas-Show mit Special effects, sondern eher besserer Dorfzirkus – der Magier zaubert lieb routiniert, die Jongleure machen ihre Sache gut, das Make-up der zahlreich vertretenen Clowns ist semiprofessionell. Das Pony ist routiniert. Das Bühnenbild schaut aus wie ein Überbleibsel der legendären deutschen Samstagabend-Fernsehshow „Einer wird gewinnen“. Auch der Conferencier wirkt vertraut – es ist niemand anders als Jacques Tati, hier als Zirkusdirektor.
PARADE ist ein seltsames Konstrukt, aus der Not geboren und nur mit vielen Kompromissen produziert, wie alle von Tatis Projekten nach dem finanziell desaströsen PLAYTIME. Produziert vom schwedischen Fernsehen, das schon bei „Trafic“ eingestiegen war, und eigentlich gedacht als Zirkusfilm für Kinder – aber warum einfach, wenn es auch kompliziert geht, dachte Tati, und drehte diese seltsame Betrachtung von bunt angemalten Banalitäten.
Und dennoch: Tatis unglaublich präzises Gespür für Timing, die seltsamen Gestalten im Film, die alle so tun als ob ihre Anwesenheit hier das Selbstverständlichste auf der Welt wäre, und eine ebenso ungeplante wie hocheffektive Portion purer Camp machen diesen Film zum idealen Backdrop für einen fröhlichen Abend.