Teil der Special Reihe NACHTBLENDE
Nachtblende: THROW BACK 1973
„Meiko Kaji doesn’t wear her floppy hat, but she does have an umbrella, which is close enough.“ Sean Gilman on Letterboxd
Wenn Blicke töten könnten, wäre Schauspielerin und Sängerin Meiko Kaji nicht nur vor der Kamera für unzählige Leichen verantwortlich. Mit der Verfilmung des gleichnamigen Comics LADY SNOWBLOOD erreichte die Ikone mit dem unverwechselbaren, bohrenden Blick einen frühen Höhepunkt ihrer Exploitation-Karriere und inspirierte unter anderem Quentin Tarantino für seine Eastern-Hommage KILL BILL.
Yuki wird unter einem ungünstigen Stern geboren. Ihre Mutter stirbt bei der Geburt, doch kurz davor äußert sie vor allen Anwesenden ihren schicksalsträchtigen Wunsch: Das Neugeborene soll ihren begonnenen Rachefeldzug zu Ende führen. Yuki gilt von nun an als Kind der Vergeltung, das weniger Mensch als Rachedämon ist. Und zu vergelten gibt es einiges…
Populäre Samurai- und Rachefilme waren seinerzeit nichts Neues in Japan. Was LADY SNOWBLOOD von Filmen wie aus der LONE WOLF AND CUB- oder der ZATOICHI-Reihe unterschied, ist die weibliche Heldin. „Female warriors were uncommon in Japanese cinema in 1973, and absolutely unheard of during the Meji period, when women in Japan had no voting privileges or official political power“ (Russ Fischer für IndieWire). Die Sängerin Meiko Kaji avancierte durch die Rolle zum Filmstar und im Gewand der blutdurstigen Rächerin war sie schon bald in anderen Kassenschlagern zu sehen. Kein Wunder, dass diese Filme auch 50 Jahre später noch beeindrucken. Neben der großartigen Kameraarbeit, der eindrucksvoll bespielten Farbpalette und dem meterweit spritzenden Blut (für die Gore-Bauern) sind es die von Meiko Kaji selbst gesungenen Titellieder, die Genre-Meisterwerke wie LADY SNOWBLOOD, oder auch die FEMALE PRISONER-Reihe auszeichnen.
Es war nie ein Geheimnis, dass dieser Klassiker des japanischen Unterhaltungskinos für Tarantinos KILL BILL (2003) Model stand. Neben fast 1 zu 1 übernommenen Einstellungen, den Blutfontänen und der Geschichte an sich (die sich in KILL BILL vor allem im Side Plot um O-Ren Ishii spiegelt), verwendete er selbst das Titellied. Was sich in der US-amerikanischen Hommage nicht wiederfindet, ist der politische Subtext. LADY SNOWBLOOD spielt in einer japanischen Umbruchszeit, in der sich das Land modernisierte, öffnete und bis zu einem gewissen Grad westlichen Einfluss hingab, was der Film nicht unkommentiert lässt.