LA DOLCE VITA

LA DOLCE VITA
Ein Film von Federico FelliniI/F 1960174 min OmU

Teil der Special Reihe BEHIND THE HEADLINES

Maddalena: "Wenn Sie auch sonst nichts können, Sie verstehen jedenfalls, das Leben zu genießen."

Es entsteht der Eindruck, dass das Leben eines Boulevard-Journalisten im Rom der späten 1950er so süß wie Profiterole ist. Zumindest wenn man Marcello Rubini (Marcello Mastroianni) so bei der Arbeit beobachtet: Ein kurzer Aperitivo im Stammcafé, während man nebenbei den neusten Klatsch der Straße vernimmt, ein Tête-à-Tête mit der gelangweilten adeligen Maddalena (Anouk Aimée), um sich die neuesten High Society Infos zu holen und ein P(l)anscherl im Trevi Brunnen mit dem schwedischen Bombshell-Star Sylvia (Anita Ekberg), damit man nicht nur als Erster vom möglichen Beziehungsende der Schauspielerin erfährt und berichtet, sondern dieses vielleicht sogar selbst beschleunigt. Ach Marcello, was für ein Leben. 

Wären da nicht die kleineren Hindernisse, die den Alltag erschweren, wie die anderen umher schwirrenden Schönheiten der Nacht oder unsägliche Berühmtheiten, die mit Klagen und Ohrfeigen drohen. Ganz zu schweigen von den etwas gröberen Erschwernissen wie die eigene zerbrochene Beziehung, die Entfremdung vom Vater, die innere Leere oder der ganz allgemeine Weltschmerz. Ach Marcello, was für ein Leben…

LA DOLCE VITA propelled Fellini into the front rank of international directors.
The Australian

Am Anfang seiner Karriere selbst als Journalist tätig, recherchierte Federico Fellini wieder wie ein solcher akribisch für sein Projekt. Es war das erste nach dem Ende seiner Neo-Realismus-Phase. Umgeben von Klatschreporter:innen und Fotograf:innen verbrachte er Monate in den Bars und Cafés der Via Veneto, die er dann maßstabsgetreu in der Cinecittà nachbauen ließ. Der einzige Unterschied: das gigantische Set des Studios war gerade und nicht wie die Prachtstraße des römischen Originals leicht abschüssig.

Dino DeLaurentiis, der ursprüngliche Produzent des Films, wünschte sich Paul Newman in der Rolle des Protagonisten. Doch Fellini setzte dem entgegen, Paul Newman sei genau der Typ Star, dem Marcello nachjagt. So entschied man sich (zum Glück) für einen italienischen Neuling. Frisch vom Theater, gesegnet mit einem natürlichen Charme und Talent und einem Gesicht, das Heilige sündigen lässt.

Niemand hätte mit dem enormen Erfolg des Films gerechnet. Fellinis Status schlug mit LA DOLCE VITA vom anerkannten Auteur zum internationalen Starregisseur um. Mastroiannis Weltkarriere entzündete sich genau so wie eine fruchtbare Kollaboration und Freundschaft mit dem Regisseur, die Jahrzehnte andauern sollte. Das europäische Kunstkino hatte einen neuen Meilenstein, und Begriffe wie fellinesk oder Paparazzi fanden ihren Weg in sämtliche Sprachgebräuche.

Und wer sich fragt, wo der Einfluss heute noch zu sehen ist, sollte einen Ausflug zum Trevi-Brunnen wagen. Vielleicht erhascht man ja hinter den Schultern tausender Tourist:innen einen Blick auf den Brunnen, in dem sich die Ekberg abkühlte. Für sich alleine wird man ihn allerdings nicht mehr haben.

(Text: Otto Römisch)

The movie is made with boundless energy. Fellini stood here at the dividing point between the neorealism of his earlier films and the carnival visuals of his extravagant later ones.
Roger Ebert, Chicago Sun-Times