INFERNO (35mm)

INFERNO
Ein Film von Dario ArgentoI 1980106 min DF 35mm

Teil der Special Reihe NACHTBLENDE

Am 14. Oktober im Rahmen der Nachtblende

„Tod durch Katzen > Tod durch Ratten“
Patrick Lohmeier on Letterboxd


Knallige Primärfarben, architektonische Geniestreiche und Abgründe ins Innere von Häusern, die ein Eigenleben zu führen scheinen: Dario Argento widmet sich nach Suspiria erneut den „Drei Müttern“. Diesmal macht eine von ihnen, nämlich Mater Tenebrarum, New York City und Rom unsicher. INFERNO ist der letzte Film, bei dem Genre-Trendsetter Mario Bava mitgewirkt hat. Und dass er mitgewirkt hat, ist klar ersichtlich.

In einem Antiquitätenladen in New York City stößt Rose auf das merkwürdige Buch „The Three Mothers“. Wie so oft im Horrorfilm setzt das Aufschlagen eines angestaubten Wälzers eine Kette von unerwünschten Ereignissen in Gang. Da werden unheimliche Tauchgänge in Kellern alter Apartmenthäuser unternommen, Krallenhände machen jungen Menschen in regelmäßigen Abständen den Garaus und sowohl Katzen als auch ihre Leibspeise Ratten werden plötzlich zur ernsthaften Gefahr. Bald ist nicht nur die Metropole an der nordamerikanischen Ostküste, sondern auch die italienische Hauptstadt vom Unglück betroffen…

Höllische Häuser, dämonische Alchemisten, Mörderratten und die Mater Tenebrarum – ein 106 Minuten langer beklemmender und zugleich wunderschöner Alptraum.
Harald Ladstätter | filmtipps.at

Die Primärfarben Blau und Rot dominieren in Form von penetrantem Kunstlicht die Bilder dieses Films und suggerieren dem Horror-Genre immanente Dualismen: Wasser und Feuer, Himmel und Hölle, Leben und Tod. Der Himmel existiert in INFERNO allerdings nur als Idee jenseits der Leinwand. Vielmehr bewegen wir uns über 106 Minuten auf unberechenbarem Boden, der uns mit jedem Schritt näher an einen weiteren grauenvollen Tod führt. Unzuverlässiges Erzählen wird hier großgeschrieben und der Fokus ganz klar auf Bildsprache, Sounddesign und Atmosphäre gelegt. INFERNO ist vielleicht Argentos langsamster und ungewöhnlichster Film. Er verlangt dem Publikum ab, sich fallenlassen zu können, um auf die Dauer der Spielfilmlänge rationale Logik und konventionelle Erwartungshaltungen beiseite zu schieben. Vielleicht unterscheidet sich der Film auch aufgrund der unverkennbaren Mitwirkung Mario Bavas ein wenig vom restlichen Oeuvre Argentos.

Es war nie ein Geheimnis und dennoch muss es immer wieder betont werden: Der Einfluss Mario Bavas auf das Genrekino in Italien, aber auch weit darüber hinaus, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Mit seiner ersten alleinigen Regiearbeit BLACK SUNDAY trat er 1960 eine lange nicht abreißende Welle von italienischen Horrorfilmen los. Mit THE GIRL WHO KNEW TOO MUCH (1963) und BLOOD AND BLACK LACE (1964) gründete er den Giallo-Thriller, der später hunderte Filme umfassen sollte. PLANET OF THE VAMPIRES (1965) bereitete den Weg für einige der bekanntesten Science-Fiction-Filme aller Zeiten und mit DANGER DIABOLIK! inszenierte er eine Comic-Adaption, lange bevor Comic-Adaptionen das Mainstream Kino dominierten. Auch das Werk Argentos ist ohne Bava nicht denkbar, und dass INFERNO die erste und letzte Zusammenarbeit der beiden Genre-Großmeister darstellt, ist so wunderschön wie jammerschade.

It is proof that you don't have to be American to make gratuitously gory films.
The New York Times