Teil der Special Reihe TODD HAYNES, AMERICAN FILMMAKER
Ein Kaleidoskop, darin, in unermüdlicher Bewegung, Facetten eines Troubadours, den die Welt unter dem Namen Bob Dylan kennt. Beziehungsweise eben nicht kennt. Respektive sich einbildet, ihn zu kennen. Bis der als Singer-Songwriter behelfsmäßig dingfest Gemachte eines Tages wieder in sein Raumschiff steigen und zurück fliegen wird auf den Planeten Poesie.
Ein Musiker-Biopic also über den 1941 in Duluth, Minnesota, geborenen Robert Allen Zimmermann, der mit Gitarre, Mundharmonika und seinen selbst geschriebenen, mit gequetscht klingender Stimme vorgetragenen Songs zu den einflussreichsten Musiker:innen des 20. Jahrhunderts zählt. Wenig überraschend sieht man ihn einmal mit den Beatles auf einem englischen Rasen herumrollen. Da ist das von Cate Blanchett dargestellte Alter Ego namens Jude (in Venedig ausgezeichnet mit der Coppa Volpi, wo Haynes auch den Großen Preis der Jury erhielt) im Drogennebel Londons unterwegs und entzieht sich dem medialen Zirkus, in dessen Zentrum es nach dem notorischen E-Gitarren-Skandal steht.
Des Weiteren finden sich ein: Der Hobo, der auf den Spuren Woody Guthries Protestsongs zum Besten gibt. Der Beatnik-Aficionado, der (dank Joan Baez) seine Affinität zur Folkmusikbewegung entdeckt. Der scheiternde Familienvater, der (falsch tönende) Prediger, der melancholische Outlaw. So in etwa. Sechs Schauspieler:innen verkörpern Erscheinungsformen, Lebensalter, Kreativitätsphasen eines Künstlers, und Kameramann Edward Lachman, mit dem Haynes regelmäßig zusammenarbeitet, verleiht jedem einen eigenen visuellen Stil: Arthur, Billy, Jack, Jude, Robbie und Woody. Ergeben Troubadour Bob. Nein, natürlich nicht. Aus dem schwadenartige Gespinst heraus, das dieser Film ist, und in dem der mittlerweile Literaturnobelpreisträger schließlich endgültig verschwindet, ertönen zahlreich seine Lieder. Schallereignisse, in Schwingung gebrachte Luft. Wieder nichts Greifbares …