DON'T LOOK NOW

Don't look now
Ein Film von Nicolas RoegUS/ITA 1973105 min OmdU

Teil der Special Reihe NACHTBLENDE

Nachtblende: THROW BACK 1973 - Double Feature mit THE WICKER MAN um € 15.-

„now thaaaat’s how you do grief as horror, nice try babadook.“ KYK on Letterboxd

Jedem Anfang wohnt ein Ende inne: Nicolas Roeg ist ein Meister der nichtlinearen Erzählform und WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN (dt. Verleihtitel) sein Opus Magnum. Im Double Feature mit Robin Hardys THE WICKER MAN eröffnet er das dritte Programm der Nachtblende THROW BACK 1973.

Ein traumatischer Vorfall löst eine fundamentale Krise aus, die im blanken Horror eskaliert: Nach dem tragischen Tod der Tochter verschlägt es das zerrüttete Paar Julie & John Baxter (Julie Christie & Donald Sutherland) beruflich nach Venedig, wo eine Reihe an Morden gerade die Stadt unsicher macht. Doch von Anfang an scheinen die Dinge nicht zu sein, wie sie sich darstellen…

Ein unsagbar schöner, kluger Film.
Dominik Graf

Egal wie lange die letzte Sichtung her ist, an bestimmte Szenen in DON’T LOOK NOW wird man sich erinnern können: An den tragischen Anfang, an den schockierenden Schluss und vielleicht auch an den viel besprochenen Sex mittendrin. Und ein fragmentarisches Herangehen an den Film scheint gar nicht verkehrt. Roegs Meisterwerk ist eine große Reflexion über Zufall vs. Schicksal, über Begegnungen, Ereignisse, oder eben Szenen, die das Leben prägen. Selten wurden filmische Mittel so überzeugend eingesetzt, um innerpsychische Zustände abzubilden. 110 Minuten voller Foreshadowing, Flashbacks, Visionen und Wahn. Ein mehr oder weniger nachvollziehbares Gesamtbild gibt es erst am Ende.

Wenn Nicolas Roeg über seinen Film spricht, vergleicht er ihn gerne mit einem Puzzle. Die Farbe Rot ist dabei ein essenzieller Baustein. Ob über die Leinwand rinnendes Blut, oder der Regenmantel einer Verstorbenen: Die Farbe sticht deswegen so sehr ins Auge, weil sie in den meisten Bildern abwesend ist. Nie wurde die italienische Wasserstadt so trist, so grau und farblos inszeniert, wie hier. Immer wieder aber musste sie nach DON’T LOOK NOW als mysteriöses, zwielichtiges und gefährliches Labyrinth herhalten, insbesondere im italienischen Giallo-Thriller. Doch auch weit darüber hinaus muss Roegs bekanntester Film als wichtiges Referenzwerk bezeichnet werden. Laut Regisseur Danny Boyle handelt es sich um einen der Giganten des 20. Jahrhunderts, der die Art, wie Filme gemacht und geschaut werden, grundlegend beeinflusst hat.

Als DON’T LOOK NOW in Großbritannien in den Kinos startete, lief er mit Robin Hardys THE WICKER MAN im Doppelpack. Wie damals üblich, wurde auf diese Weise ein „kleineres“ B-Picture durch den Erfolg eines “großen” und “ernsten” Films ans Publikum gebracht. Heute zählen beide zum wichtigsten, was die 70er-Jahre in Sachen Horror hervorgebracht haben. Ein weiteres verbindendes Detail ist der Einfluss, den sie auf einen der prägendsten Regisseure des derzeitigen Horrorkinos verübt haben: Ari Aster (HEREDITARY, MIDSOMMAR).

Don't look now
Venice itself has never been more passionately captured on screen. Almost every movie is content with sugary tourist cliches, but Don’t Look Now, despite showing the obvious tourist locations, always shows it as a real working city.
Peter Bradshaw für The Guardian