À MA SOEUR! (35mm)

À Ma Soeur
Ein Film von Catherine BreillatFRA 200186 min fr. OmdU 35mm

Teil der Special Reihe NACHTBLENDE

Nachtblende: CREEPY PEEKS

„To drive a small car in a highway full of trucks.“ Carol Grant on Letterboxd


Wörter wie Skandal und Tabubruch sind der französischen Regisseurin Catherine Breillat nicht fremd. À MA SOEUR! ist einer ihrer bekanntesten und radikalsten Filme, der die ekelhaftesten Facetten des Patriarchats unverschönt darstellt. Nichts für schwache Nerven!

Wenn der Familienurlaub zum Horror wird: Anaïs und ihre ältere Schwester Elena (Anaïs Reboux & Roxane Mesquida) müssen sich ein Zimmer teilen. Die Jüngere wird in die Rolle der Beobachterin gezwungen, wenn die ebenfalls noch minderjährige Elena mit einem deutlich älteren Touristen heimlich ihre ersten sexuellen Erfahrungen macht. Nur sind diese markiert von immer größer werdenden Übergriffen seinerseits, was nur die leise Vorahnung auf eines der radikalsten Filmenden der 2000er aufkommen lässt…

Breillats Karriere ist durchzogen von Provokationen, Skandalen und Zensur. Ihr erster Roman, den sie mit 17 Jahren veröffentlichte, war für unter 18-Jährige - und somit paradoxerweise für Breillat selbst - verboten. Mit 24 Jahren war sie als Nebendarstellerin in Bernardo Bertoluccis LAST TANGO IN PARIS zu sehen. Sie schrieb unter anderem das Drehbuch zu Liliana Cavanis THE SKIN, die ein paar Jahre vorher mit THE NIGHT PORTER für Furore sorgte. Ende der 90er-Jahre begann sie als Regisseurin mit Pornodarstellern zu arbeiten, was in vielen Ländern zur Zensur von sexuell expliziten Szenen führte. Und vor nicht allzu langer Zeit sorgte Breillat mit ambivalenten Kommentaren zur #MeToo-Debatte für Schlagzeilen.

Ambivalenz ist ein Wort, das zu der französischen Filmemacherin passt. Ihre Werke bieten zahlreiche Anknüpfungspunkte für feministische Auseinandersetzungen, während sie von Feministinnen immer wieder und nachvollziehbarer Weise heftig kritisiert wurde. À MA SOEUR! ist jedenfalls eine Film gewordene Reflexion über weibliches Leben im Patriarchat, das sich in der Kleinfamilie ebenso spiegelt wie in seinen monströsesten Auswüchsen, wie man sie am Ende dieses Films zu sehen bekommt.

À Ma Soeur
Für sie gibt es keine Tabus, aber bei aller Drastik ihrer Darstellungen von Sex und Gewalt behandelt sie ihre transgressiven Sujets mit einer erstaunlichen Delikatesse – sie bewegt sich in die Gegenrichtung zu den ausbeuterischen Tendenzen des Exploitationkinos (und, in gemilderter Form, des Mainstream-Films).
Christoph Huber & Jurij Meden vom Österreichischen Filmmuseum