THE DARK KNIGHT (35mm)

The Dark Knight
Ein Film von Christopher NolanUSA 2008152 min OV 35mm

„And here we go!“ frohlockt der Joker vor Beginn des Vorspanns. Das ist Drohung und Einladung zugleich: Der Tanz beginnt. Das Böse hat furchtbaren Elan in diesem Film. Manche Menschen wollen die Welt eben brennen sehen.

Batman braucht ebenbürtige Gegenspieler. Der Joker (Heath Ledger) ist sein springteufelnder Zwilling. Diese Zwei erkennen einander. Sie wissen genau, was im Inneren des Kontrahenten vorgeht. Das Gute und das Böse komplettieren sich, geradeso wie sechs Jahre zuvor in „Insomnia“. Aber unbefleckt rein ist das Gute selbstredend auch hier nicht. Der dunkle Ritter (oder ist es Bruce Wayne?) setzt seine Hoffnungen in den unerschrockenen Staatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhart), um Gotham City aus dem Klammergriff der Kriminalität zu befreien. Aber auch der trägt zwei Gesichter, nachdem er einem Brandanschlag zum Opfer fiel. Die Münze, nach der er im Hotelzimmer greift, hat zwei gleiche Seiten. Welch wuchtiges, niederschmetterndes Symbol! Die moralisch richtige Entscheidung zu treffen, wird in „The Dark Knight“ zum unmöglichen Dilemma.

THE DARK KNIGHT is pure adrenaline.
Hollywood Reporter

Dementsprechend ist der Plot ungeheuerlich komplex. Nolan und sein Co-Autor David S. Goyer ziehen Fäden, wo das Genre sonst keine gespannt hätte. Ein Kabinettstück grimmiger Parallelführung. Der Joker kommt nach einem vermeintlich gescheiterten Coup ins Gefängnis, was indes nur Teil einer teuflischen Strategie ist. Derweil erwacht der aufrechte Cop Gary Oldman (ein Todtäuscher, wie ihn Balzac hätte erfinden können) zu neuem Tatendrang. Auch diverse Imitatoren treiben ihr Unwesen, bis der Joker kategorisch entscheidet: „This town deserves a better class of criminals.“

Das Startwochenende von „The Dark Knight“ wurde überschattet von dem Massaker in Aurora. Die Gewalt auf der Leinwand schien sich zu auf die Aktualität zu überblenden. Warner Bros., Nolans Studio, war ratlos. Auf den potenziellen Blockbuster-Erfolg mochte es nicht verzichten und verzichtete aus Gründen der Pietät lediglich darauf, die Einspielergebnisse nicht zu veröffentlichen. Eine kleinliche, jämmerliche Geste, die gewiss nicht im Sinne des bekümmerten Humanisten Nolan war.

Text: Gerhard Midding

In Kooperation mit movie-hunters.com

The Dark Knight