Seine Filme sind zwar erzählerisch, technisch und intellektuell auf der Höhe ihrer Zeit. Aber manche Dinge macht Nolan, der angeblich weder Mobiltelefon noch E-Mail-Account besitzt, doch lieber auf altmodische Weise.
So verfolgt er beispielsweise die Dreharbeiten nicht vor einem Monitor, sondern schaut bei jedem Take auf die Augen seiner Darsteller. Und auf eine Second Unit, einen Zweiten Stab, legt er keinen Wert. Es käme ihm nie in den Sinn, auch nur eine einzige Einstellung einem anderen zu überlassen. Dieser total film maker ist bei jedem Moment des Drehs dabei, selbst wenn die Szenen an entlegenen Orten spielen oder ein logistischer Albtraum sind.
Bei einem Film wie „The Dark Knight Rises“ hätte ein Second-Unit-Regisseur üblicherweise alle Hände voll zu tun. An Aufwand stellt der Abschluss der Trilogie seine Vorgänger noch in den Schatten. Auf die Initiationsgeschichte und den urbanen Gangsterfilm folgt nun ein epischer Katastrophenfilm. Jetzt muss sich das Schicksal von Gotham City also ein für alle Mal entscheiden. Und der Widersacher des Dunklen Ritters ist mindestens so furchterregend wie der Joker. Bane (Tom Hardy) ist ein muskelbepacktes, gedankenschnelles Monstrum, das die Zivilisation zur Rechenschaft ziehen will.In Nolans Batman-Saga kristallisiert sich ein Paradoxon seiner Filmographie heraus: All seine Filme antworten aufeinander, und sind doch ganz unterschiedlich. Noch etwas anderes kristallisiert sich in „The Dark Knight Rises“ heraus: Angesichts der erbitterten Straßenschlachten und sonstigen urbanen Verheerungen bestätigt sich endgültig, dass Nolans Trilogie zu den erschütterndsten filmischen Aufarbeitungen des Traumas vom 11. September gehört. Für seinen ersten Drehbuchentwurf hatte sich Jonathan Nolan von Charles Dickens „Geschichte zweier Städte“ inspirieren lassen. Seinem Team zeigte Christopher zur Einstimmung „Die Schlacht von Algier“ von Gillo Pontecorvo. Auf diese Idee war nach 9/11 auch das Pentagon gekommen, zog aus ihm aber höchst zweifelhafte Schlussfolgerungen.
Text: Gerhard Midding
In Kooperation mit movie-hunters.com