Teil der Special Reihe WERKSCHAU JACQUES TATI
Termine* Normalpreis € 9,50.-
* Kino von Welt-Abos gültig
* nonstop Kinoabo gültig
Ein Labyrinth aus Stahl, Glas, Rolltreppen und Aufzügen, darin verloren ein verwirrter großer Mann mit hängenden Schultern, Regenmantel, Hut, Hochwasserhosen und gestreiften Socken: Monsieur Hulot, wer sonst. Paris ist in dieser modernen Gegenwart nicht mehr die Stadt der Liebe, wie wir sie kennen, sondern die Stadt der Geschäftigkeit, kühl, abweisend, modern.
Hulot muss aber auch in dieser feindlichen Welt der harten Oberflächen überleben, also braucht er eine Arbeitsstelle. Dafür muss er sich mit einem gewissen Monsieur Giffard treffen, einen der vielen wichtigen Typen in einer der vielen Firmen in einem der vielen Hochhäuser. Doch durch ständige Tati'sche Zufälle bleibt Giffard unauffindbar, Hulot irrt verloren durch die rechtwinkelige Gegend – und trifft auf seiner verwordakelten Heldenreise auf ein paar Menschen, die seinem Abenteuer vielleicht doch zu einem unerwarteten Happyend verhelfen.
Die Hybris kommt vor dem Fall: Mit seinem für damalige Zeiten unglaublich aufwändig produzierten Herzensprojekt PLAYTIME wollte sich Jacques Tati über die dräuende Zukunft lustig machen – und übersah dabei völlig, dass er längst von der Gegenwart überholt worden war. Das Publikum war not amused, das Gesetz des „Warum soll ich mir das anschauen wollen?“ darf nun mal nicht gebrochen werden. Die Folge war ein Bauchfleck von epischer Größe, der Film wurde zwar von der Kritik hoch gelobt, war aber ein kommerzieller Misserfolg, Tati hatte ein riesiges Budget in den Sand gesetzt und sich schwer verschuldet.
Ich bin überhaupt nicht gegen die moderne Architektur, aber ich glaube, dass man nicht nur eine Baugenehmigung benötigen sollte, sondern auch eine Wohngenehmigung.
Heute jedoch gilt der Film trotz allem als Kino-Meilenstein, und das definitiv nicht zu Unrecht. Die eigenartig angespannte, von sehr wenig Dialog und vielen ihrer Banalität beraubten Alltagsgeräuschen getragene Atmosphäre war Inspiration für viele nachfolgende Filmemacherinnen, und vor allem die Ausstattung ist legendär: PLAYTIME wurde in „Tativille“ gedreht, einem eigens am Pariser Stadtrand errichteten Riesen-Set mit mehreren Hochhäusern, einem eigenen Kleinkraftwerk und teilweise funktionierender Infrastruktur.
Tativille, ein echtes Meisterwerk modernistischen Designs, wurde nach den drei Jahre lang dauernden Dreharbeiten auf Geheiß des damaligen französischen Kulturministers André Malraux abgerissen. Ein Drama, aber vielleicht auch Tatis späte Rache für das ausbleibende Kinopublikum beim Filmstart: Wer heute Tativille sehen will, die muss sich seinen Film anschauen.
(Text: Gini Brenner)

My all-time favorite movie, this 1967 French comedy by actor-director Jacques Tati almost certainly has the most intricately designed mise en scene in all of cinema.