MEMENTO (35mm)

Memento
Ein Film von Christopher NolanUSA 2000109 min OV 35mm

Mit der Premiere seiner ersten US-Produktion in Venedig nahm Nolans Karriere schlagartig Fahrt auf. Auch die Vorführung auf dem Festival in Sundance wurde ein triumphaler Erfolg, der allerdings paradoxe Folgen hatte: „Memento“ löste überall im Filmgeschäft Begeisterung aus, aber kein Verleih traute sich zunächst an ihn heran. Die Idee mochte ja unwiderstehlich sein, aber war sie nicht viel zu kompliziert für das breite Publikum?

So raffiniert wie Nolan hatte bislang noch niemand mit filmischer Zeit gespielt. Zwei Zeitebenen laufen parallel zueinander, aber in unterschiedlicher Richtung. Keiner von beiden ist zu trauen. Der ehemalige Versicherungsdetektiv Shelby (Guy Pearce) will Rache üben für ein Verbrechen, an das er keine Erinnerung hat. Nach der Ermordung seiner Frau leidet er an anterograder Amnesie. Nun sucht er den Mörder, der ihm sein Kurzzeitgedächtnis geraubt hat. Gut möglich, dass er selbst es ist, denn keine Gewissheit hat Bestand, jede Erkenntnis rinnt ihm durch die Finger. Jetzt muss seine Haut zu seinem Gedächtnis werden, auf die er entscheidende Hinweise geschrieben oder tätowiert hat. Eine Handvoll Polaroids hält die Vergangenheit fest, die in Shelbys Kopf nicht mehr existiert.

I can't remember when a movie has seemed so clever, strangely affecting and slyly funny at the very same time.
Wall Street Journal

Die Erinnerung wird Körper und Zeichen: ein Kinosujet par excellence, auf das vor den Brüdern Nolan (von Jonathan stammt die Kurzgeschichte, auf der „Memento“ beruht) nur noch niemand gekommen ist. Dieses filmische Puzzle folgt eigenen Regeln, die erst entdeckt werden wollen. Shelbys Zustand hat auch seine humorvollen Aspekte, das szenische Replay hat Witz.

Das muss nicht verwundern, denn der Neo-Noir wurde von Raymond Chandler, David Lynch und José-Luis Borges inspiriert. Fürwahr keine Mischung, für die Hollywood anno 2001 bereit war. Das Publikum allerdings schon. Nolans Film avancierte dank enthusiastischer Mundpropaganda zum sleeper hit des Sommers und wurde für zwei Oscars (in den Kategorien „Bestes Originaldrehbuch“ und „Bester Schnitt“) nominiert. Danach lernten die großen Studios ihre Lektion und erkannten, dass Originalität ein lukratives Markenzeichen sein kann.

Text: Gerhard Midding

In Kooperation mit movie-hunters.com

Memento
The brain-teasing mystery put Christopher Nolan on the map as a filmmaking force...
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