MALINA (35mm)

malina
Ein Film von Werner SchroeterD/Ö 1991125 min 35mm

in Kooperation mit Volkstheater Wien

Das ist schon eine eigenartige Konstellation: Da ist Ingeborg Bachmanns (einziger) Roman, ein trotziges Dokument zur Absurdität der Weiblichkeit in unserer Welt, dargestellt in einem langen, quälenden Prozess der buchstäblich entflammenden Folge von Tod und Wiedergeburt bis zur endgültigen Selbstauflösung.

Da ist Elfriede Jelineks Drehbuch: «Ich glaube, dass Frauen Kunstproduktion buchstäblich mit ihrem Leben bezahlen.»

Und da ist Werner Schroeter, eines der bizarreren Talente des deutschen Films, ein unbescheidener Inszenator von Emotionsopern, Passionsgeschichten von Menschen, die scheitern, wenn sie ihr Recht auf Leben über das Todesmaß des «Normalen» einfordern.

Aus ihrem Zusammentreffen ist ein Film für die Schauspielerin Isabelle Huppert entstanden, bei deren Präsenz der ehrfürchtige Schauer noch die hinterste Kinoreihe erreicht. Malina ist ein erstaunlich disziplinierter Film geworden. Die Frau - sie hat wie im Roman auch im Film keinen Namen - ist Schriftstellerin. Sie lebt in Wien mit einem Mann namens Malina zusammen, der ihr Halt und Alltagsvernunft gibt. Eines Tages trifft die Frau auf Ivan und stürzt in eine maßlose, ausschließliche Liebe, an der sie nur zerbrechen kann. Während sie immer deutlicher erfährt, dass der Mann solche radikalen Gefühle nicht erwidern kann, wird sie immer mehr Gefangene ihrer Träume und ihrer Wohnung in Wien, in der sie ständig Briefe und Manuskripte in Flammen setzt. Am Ende ist Malina nicht mehr ihr Beschützer, sondern vielleicht ihr Mörder. Schroeters Kamera (geführt von der bewundernswerten Elfi Mikesch) richtet sich unnachsichtig auf das Verfallen eines menschlichen Wesens, das durch einen absoluten Anspruch des Gefühls auf eine ebenso absolute Einsamkeit zurückgeworfen wird. Sie solle lernen, das Leben wie ein Spiel zu nehmen, rät ihr Ivan. Sie solle Ivan töten, meint Malina. Beides ist für die Frau undenkbar. Ihr bleibt bloß ein Verschwinden, das nur der Tod sein kann. Vermutlich konnte nur Isabelle Huppert dieser Kamera und dieser Geschichte standhalten.
VIENNALE KATALOG

VOLKSTHEATER x GARTENBAUKINO

MALINA. Ein Kriminalroman, eine Liebesgeschichte, ein Gesellschaftsdrama. Eine Sittenkomödie, ein Psychothriller, ein Puzzle. Bachmanns einziger Roman bleibt eine offene Wunde, ein Riss in der Wand der Literaturgeschichte. MALINA. Ein Titel, aber kein Frauenname, nein, wirklich nicht, nicht mal ein Vorname. 1971 erschienen als erster und einziger Band des groß angelegten Romanprojekts TODESARTEN, von der Literaturkritik verrissen und später rehabilitiert: MALINA. Als unverfilmbar geltend 1991 verfilmt, auf alle denkbaren und undenkbaren Interpretationen hin gedeutet, als Verarbeitung der NS-Zeit, als Autobiographie, als Abrechnung, immer wieder auch als prophetische Abschiedsvision: Ingeborg Bachmann stirbt zwei Jahre nach der Veröffentlichung in Rom, sie wird nur 47 Jahre alt, ihr Tod jährt sich 2023 zum 50. Mal. Der berühmte letzte Satz: „Es war Mord.“ MALINA.

Schauplatz der Handlung ist Wien, als Hölle und Arkadien gleichermaßen. In der Ungargasse 9 wohnt Ivan, in der Ungargasse 6 wohnen Malina und die Erzählerin. Und in ihren nächtlichen Alpträumen haust der Vater. Zwischen dem kontrollierten Geschäftsmann Ivan und der namenlosen Erzählerin entspinnt sich eine unmögliche Liebesgeschichte – voller blinder Hingabe und hellsichtiger Abgrenzung.

Und allmählich tritt auch noch ihr Mitbewohner auf den Plan, der schweigsame Historiker Malina, der sie anfangs behütet, doch dann immer mehr wie ein Schatten über sie gleitet. Zunehmend verschwimmen Realität und Fiebertraum, Innen und Außen, Ich und Er. Ein Kampf um Identität, um Selbstbehauptung, um das eigene Begehren. Ein Überleben in seiner männlichen Welt scheint unmöglich. Ingeborg Bachmann selbst schrieb über den Roman: „Eine Frau zwischen zwei Männern. Eine letzte große Leidenschaft. Ein Leichnam, der nicht gefunden wird. Verwischte Spuren, Schritte. Jemand also, der noch auf und ab geht, in dieser Wohnung – stundenlang: MALINA.“

Spielzeiten & Tickets

Die Regisseurin Claudia Bauer kehrt nach der mehrfach ausgezeichneten Ernst-Jandl-Inszenierung humanistää! ans Volkstheater zurück – und widmet sich erneut einer Ikone der österreichischen Nachkriegsliteratur.

KOMBI-TICKET

Kauf ein "MALINA"-Volkstheater-Ticket und zeige es an der Gartenbaukino-Kassa und du bekommst zum Filmscreening ermäßigten Eintritt (€ 6,-)

Beim Vorweisen eines „Malina“-Gartenbaukino-Tickets, gibt es im Kartenservice oder an der Abendkassa im Volkstheater Tickets um EUR 22! *gültig für ein Ticket, gilt nicht für die Premiere, nicht kombinierbar mit anderen Aktionen

© Marcel Urlaub