KURZE FILME - GROSSES KINO | 1

Im Anschluss: Gespräch mit Regisseur Rafael Haider sowie mit Sylvia Rotter, der Leiterin des Theaterprojekts 
Gesamtdauer Film + Gespräch: ca. 100 Minuten

Themen: Zusammenhalt. Persönliches Potential. Arbeit.

Über mehrere Wochen begleitet Regisseur Rafael Haider in seiner Dokumentation 40 Lehrlinge, die für eine Supermarktkette arbeiten. Im Rahmen eines Theaterprojekts studieren sie die berühmteste Liebestragödie aller Zeiten ein: William Shakespeares "Romeo und Julia". Es bleibt ein Monat, die Dialoge zu lernen, Fechten zu üben, anzubandeln und vor allem etwas über sich selbst zu lernen. Auf Improvisationen folgt die Rollenverteilung, immer konkreter werden die Stellproben, detaillierter die Arbeit am Text, die Spannungen in der Gruppe steigen ...

Voller Sympathie für die Jugendlichen folgt die Kamera den jungen Lehrlingen bei den Proben, in ihrem beruflichen Alltag. Und immer öfter begegnen uns nicht bloß die Kassierin, der Regalbetreuer oder die Wurstverkäuferin, sondern junge Menschen, die immer vielschichtiger werden und an Persönlichkeit gewinnen. Der Regisseur fängt gefühlvoll die Windungen und Drehungen zwischenmenschlicher Dynamiken ein und zeichnet mit diesem Film ein aktuelles und offenherziges Bild junger, heimischer Lebensrealitäten.

Die Zwanglosigkeit des Ausgangsmaterials, das unverhofften Shakespeare-Jungdarstellern auf Augenhöhe begegnet, trägt wesentlich zum Charme des Endprodukts bei. „Ich war damals 21, nicht viel älter als die Lehrlinge selbst", so Rafael Haider. "Wir haben uns gut verstanden, waren oft gemeinsam rauchen.” 

Zwar gibt es auch einige heikle Momente: Eskalationen, Streit. Doch ihr Verbleib im Film ist wohlbedacht: „Ich habe die Szenenauswahl gemeinsam mit meiner Cutterin Bettine Ties getroffen – und schon während des Drehs mit den Protagonisten über problematische Stellen geredet.”