INCEPTION (35mm)

Inception
Ein Film von Christopher NolanUSA/UK 2010148 min OV 35mm

Bevor Christopher Nolans Mutter den gewiss schon damals aufreibenden Beruf der Lehrerin ergriff, arbeitete sie als Flugbegleiterin. Das Reisen war mithin ein großes Thema in der Familie - nicht nur wegen der Freiflüge, von der alle Nolans reichlich Gebrauch machten. Es nimmt nicht Wunder, dass der Regisseur auch im Kino seiner Reiselust frönt.

Den jungen Bruce Wayne verschlägt es in „Batman begins“ nach Bhutan. Und in den Schauplatzwechseln von „The Prestige“ - zwischen London und Colorado Springs – spiegelt sich das transatlantische Schillern, das Nolans Leben und seine Arbeit bestimmt. „Inception“ aber ist sein erster waschechter Jetset-Thriller. Die Frage, auf welchem Kontinent wir uns gerade befinden, ist allerdings entschieden leichter zu beantworten als die, in wessen Kopf wir gerade stecken. Industriespionage durch dream sharing, auf eine solche Strategie muss man erst einmal kommen! Das Team um den Agenten Cobb (Leonardo di Caprio) ist darauf spezialisiert, Information aus dem Unterbewusstsein zu stehlen oder Ideen in diesem zu implantieren. Neun Jahre lang arbeitete Nolan angeblich an seinem Drehbuch.

I’ve always believed that if you want to really try and make a great film, not a good film, but a great film, you have to take a lot of risks.
Christopher Nolan

Wie jeder anständige Heist-Film ist auch „Inception“ eine Allegorie auf das Filmemachen selbst. Das gemeinsame Träumen ist genau das, wozu Nolan sein Team jedes Mal aufs Neue animiert. Selbstredend setzt sich das schöpferische Kollektiv (vor und hinter der Kamera sowie auf der Leinwand) aus lauter ausgewiesenen Experten zusammen. Bei „Inception“ war besonders die Kunstfertigkeit der Spezialeffekte-Abteilung gefragt. Atemberaubend, wie die Fassaden der Rue César Franck in Paris über die Charaktere hereinzubrechen drohen (und das fast ohne CGI)! Auch der Spiegeltrick auf der Bir-Hakeim-Brücke setzt Maßstäbe.

Um seinen Mitarbeiterstab auf seinen zweiten großen Film über das Wesen der Erinnerung einzustimmen, führte Nolan ihm unter anderem Hitchcocks „Spellbound“ (Ich kämpfe und dich) vor. Sein Lieblingsroman „The Moonstone“ (Der Monddiamant) von Wilkie Collins liefert entscheidende Hinweise zur Lösung des Enigmas. Jorge Luis Borges hatte Nolan auch diesmal im Hinterkopf, was in Hollywood nun niemanden mehr störte.

Text: Gerhard Midding

In Kooperation mit movie-hunters.com

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