HEIMSUCHUNG

Die trockene Alkoholikerin Michaela fährt nach dem Tod ihres Vaters in ihr Elternhaus auf dem Land. Sie versucht, das Vertrauen ihrer Tochter wiederzugewinnen, die sich nach einem von Michaela verursachten Autounfall von ihr entfremdet hat. Die Annäherung wird jedoch schon bald durch mysteriöse Vorfälle gestört. Was zunächst wie das Psychogramm einer traumatisierten Frau anmutet, entwickelt sich mehr und mehr zum blanken Horror.

Achmed Abdel-Salam beackert in seinem Spielfilmdebüt vertrautes Genre-Terrain, das er allerdings so eigenwillig wie intelligent unterwandert und erweitert. Die Engführung einer (möglichen) psychischen Erkrankung mit schleichendem Wirklichkeitsverlust wird dabei von Hauptdarstellerin Cornelia Ivancan herausragend gemeistert, während ihr Jungdarstellerin Lola Herbst, ohne Zweifel eine große Entdeckung, in ihrem ersten Kinoauftritt so natürliches wie wuchtiges Paroli bietet. In Nebenrollen zu sehen sind Lukas Turtur als hilfloser Vater und die österreichischen Schauspiel-Granden Inge Maux und Heinz Trixner als verschrobene Nachbarn.

HEIMSUCHUNG ist weniger harte Horrorkost als verunsicherndes bis verstörendes Psychodrama über die Vereinzelung und Vereinsamung einer von ihrer Vergangenheit definierten Frau und ihren Kampf dagegen, gefasst in Hochsommer-Bilder von flirrender Schönheit und erhabener Unheimlichkeit, punktuell durchstossen von Schreck-Momenten, errichtet auf höchst emotionalem Unterboden. Anspruchsvolles Genrekino aus Österreich.