TOMMY (4K)

Tommy
Ein Film von Ken RussellUK 1975108 min eOV 4K

Teil der Special Reihe NACHTBLENDE

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„i am so scared of england“ gabrielle on Letterboxd

Ken Russell, ein Lieblingsregisseur der Nachtblende, hat 1975 das als unverfilmbar geltende Konzeptalbum „Tommy“ von The Who für das Kino adaptiert. Das Ergebnis: Ein psychedelisches Pop-Musical ohne Dialog, dafür keine Szene ohne Musik, und ein kunterbunter Reigen an fantastischen Setpieces. Aja und außerdem der Eröffnungsfilm der 13. Nachtblende-Staffel: Welcome to THROW BACK 1975!

"It's a boy, it's a son" singen die Hebammen euphorisch, während draußen die Flaggen der Alliierten aus den Fenstern hängen. Der Zweite Weltkrieg ist vorbei, Tommy geboren und sein vermisster Vater für tot erklärt. Bis er eines Nachts auftaucht und vor den Augen seines Sohnes vom neuen Partner der Mutter ermordet wird. Tommy (Roger Daltrey) wird von den beiden (Ann-Margret & Oliver Reed) beschworen, alles zu vergessen und vor allem, nie ein Wort darüber zu verlieren. Und so passiert es, er wird schlagartig taubstumm und blind. Es folgen Bestrebungen, dem kleinen Tommy seine Sinne wieder zu verschaffen. Doch weder die Pop-Messe, in Form einer Marilyn Monroe-Huldigung, noch die LSD-Dialyse durch Tina Turner, die aussieht, als würde sie neben den Acidtropfen auch mit deinen Halsschlagadern liebäugeln, helfen. Mehr schlecht als recht findet man sich mit der Situation ab. Bis der blinde und taubstumme Junge den in viel zu großen Schuhen steckenden Elton John am Flipperautomaten besiegt und zum Superstar avanciert…


Tommy was arguably the best rock opera written and now we have it flung at us from the screen. Take your earplugs and possibly a sedative, but go.
THE GUARDIAN, 1975

Tommys Entwicklung findet immer im Wechselspiel mit seinem Umfeld statt. Das hilflose Opfer einer narzisstischen Konsumgesellschaft entpuppt sich bald als dessen Supergau. Es ist für seine Mitmenschen nicht auszuhalten, nicht gesehen und gehört, nicht wahrgenommen zu werden. Am meisten leidet seine Mutter darunter, doch auch sie verschwendet keinen Gedanken daran, was eigentlich ihr Sohn wollen könnte. Wir Zusehenden wissen es, weil wir sein leises gesungenes Flehen hören: "See me, Feel me, Touch me, Heal me".

Herausragend ist vieles an diesem seltsamen und an Stellen rührenden Film. Allem voran die Liste an namhaften Personen mit Kurzauftritten: Elton John, Eric Clapton, Jack Nicholson, Tine Turner… Oliver Reed tut derweil das was Oliver Reed kann, also das Publikum begeistern und es gleichzeitig dankbar sein zu lassen, ihm nicht im realen Leben begegnen zu müssen. Vielleicht am tollsten ist aber das exzentrische Schauspiel von Ann-Margret, die in einer sehr guten Szene von einem Röhrenfernseher angekotzt wird und sich lange genug in literweise Baked Beans suhlt, um dem Film alleine dafür ein Eintrittstor zur Nachtblende zu verschaffen.

Tommy
Durch das »Tommy«-Spektakel ist Ken Russell, dessen vorhergehende Kinofilme wie »Liebende Frauen«, »Tschaikowski«, »Die Teufel«, »Savage Messiah« und »Mahler« Kritiker »zwischen Brillanz und Geschmacklosigkeit« ansiedelten, vom exzentrischen Außenseiter plötzlich zum internationalen Star-Regisseur avanciert.
SPIEGEL, 1975