THE LONG GOODBYE

THE LONG GOODBYE
Ein Film von Robert AltmanUSA 1973112 min eOV

Teil der Special Reihe MANY VOICES - 100 JAHRE ROBERT ALTMAN

Roger Wade: Do you ever think about suicide, Marlboro?
Philip Marlowe: Me, I don't believe in it.


Irgendwie ist es nicht die Woche von Privatdetektiv Philip Marlowe (Elliot Gould). Sein bester Freund wird tot in Mexiko gefunden und hat Schulden bei einem Gangster hinterlassen, die dieser jetzt bei Marlowe einfordert. Der Auftrag des alkoholkranken Autors Roger Wade (Sterling Hayden) und seiner astralen Frau Eileen (Nina van Pallandt) wächst ihm zunehmend über den Kopf. Sogar die Polizei von Los Angeles scheint mehr Durchblick bei den Zusammenhängen dieser Fälle zu haben. Das soll was heißen. Ach ja und Marlowes Katze ist davongelaufen. Der Ursprung seiner Probleme scheint darin zu liegen, dass er den Menschen seiner Umgebung zu viel Empathie entgegenbringt, während es sich umgekehrt anders verhält. Und vielleicht hätte er rechtzeitig Courry Katzenfutter besorgen sollen.

Altman, who probably works closer to his unconscious than any other American director, tells a detective story, all right, but he does it through a spree — a high-flying rap on Chandler and the movies and that Los Angeles sickness. The movie isn’t just Altman’s private-eye movie — it’s his Hollywood movie, set in the mixed-up world of movie-influenced life that is L.A.
Pauline Kael, The New Yorker

Die Figur des Philip Marlowe hatte bereits in den Romanen von Raymond Chandler einen verlässlichen moralischen Kompass, der ihn durch den infamen menschlichen Morast der Stadt der gefallenen Engel der 1940er und 50er leitete. Er war damit nicht nur die Blaupause für den hard-boiled Privat Eye, sondern auch eine dankbare Vorlage für Verfilmungen der schwarzen Serie und später des Neo Noirs.

Im New Hollywood verkam die klassische Darstellung durch Leute wie Dick Powell und Humphrey Bogart aber zum Klischee. Was Altman an Marlowe reizte, war aber genau dieses anachronistische Element. Und so manövriert Elliot Gould ein wenig verschlafen mit seinem 48er Lincoln Continental durch die Handlung, als ob ihn ein zwanzig Jahre dauerndes Koma inmitten der Gegenkultur und Richard Nixons Amerika ausgespuckt hätte.

"Marlowe fährt den Wagen, den Bogart als Marlowe schon in THE BIG SLEEP gefahren hat. Er fährt ihn durch das heutige Los Angeles des New Hollywood. Männer, die am Nachmittag schlafen und träumen, sie gehören nicht zu der Welt und sind doch Teil davon. Marlowe hat auch kein schäbiges Büro ohne Fenster und ohne Blick nach draußen. Sein Ort ist hell und luftig und umgeben von Panoramafenstern, vor denen nicht Studio sondern Welt ist. Er hat keine Voice Over Stimme, aber er redet mit sich selbst." (Christian Petzold, cargo)


Text: Otto Römisch