Teil der Special Reihe NACHTBLENDE
Termine* Normalpreis € 10,50.-
* Kino von Welt Abos gültig
* nonstop Kinoabo gültig
„rip to sigmund freud you would’ve loved the brood“ amaya on Letterboxd
Der Kanadier David Cronenberg gilt heute als eine Größe des Kinos im Allgemeinen und zurecht auch als eine Art Begründer des Body Horrors. Mit THE BROOD avancierte er bereits anno 1979 zum Auteur, auch wenn er den Mainstream und das Feuilleton erst reichlich später für sich gewinnen konnte.
Nola und Frank (Samantha Eggar & Art Hindle) sind ein Ehepaar in Krise. Die Situation wird durch die Tatsache nicht gerade erleichtert, dass Nola in der Anstalt „Somafree“ des berühmt berüchtigten Psychiaters Dr. Hal Raglan (Oliver Reed) untergebracht ist. Dieser therapiert mittels intensiver Rollenspiele, die das Verdrängte und Unbewusste in Form von körperlichen Symptomen veräußern sollen. Das Ganze nennt er „Psychoplasmics“, eine allem Anschein nach wissenschaftlich fundierte Therapieform, die er in einem Buch mit dem klingenden Titel THE SHAPE OF RAGE erläutert.
Als Frank seltsame Verletzungen am Körper seiner Tochter Candice (Cindy Hinds) feststellt, macht er seine psychisch kranke Frau dafür verantwortlich. Doch schon bald kommen weitere Probleme hinzu, etwa dass Candices Oma von einem kleinen Menschen (?) mit dem Schnitzelklopfer erschlagen wird…
It remains one of the director’s very best movies: frightening, resonant and a highly personal response to Cronenberg’s own private life.
Vergangenheit, Erinnerung, Traum, Verdrängung, Traumata… die Liste an psychoanalytisch relevanten Begriffen, die in diesem Film zentral erscheinen, könnte fortgeführt werden. Aber hätte Freud wirklich seine Freude damit gehabt? Oder ist THE BROOD gar als zynischer Witz über den Psychotherapie-Hype zu verstehen, der in den 70er-Jahren herrschte? Jedenfalls legt der Film nahe, dass nicht alles Unbewusste an die Oberfläche geholt werden sollte, außer vielleicht man findet Gefallen am geschwülstigen „creative cancer“, den man dann an der Backe oder sonst wo hat.
Nach den vorangegangenen (mehr oder weniger) Ensemble-Filmen SHIVERS und RABID, mit denen Cronenberg bereits das Fundament des Body Horrors legte, beginnt er sich mit THE BROOD mehr für seine Figuren zu interessieren. Auch gilt er als sein persönlichster Film, weil er den Scheidungs- und Sorgerechtsstreit thematisiert, den Cronenberg damals selbst durchlebte. Der psychoanalytische Unterbau, die persönliche Reflexion und die filmgeschichtlichen Referenzen (DON’T LOOK NOW – zu sehen gewesen bei der Nachtblende im Dezember 2023 – lässt grüßen) sollten eigentlich reichen, um Cronenberg bereits in dieser Phase seines Schaffens als Auteur zu bezeichnen – ohne dadurch natürlich das Genre, das er bedient, abzuwerten. Leider sollte es aber noch einige Jahre bis zum kanonisierten Ritterschlag dauern.

In Die Brut kann man sich […] noch einmal davon überzeugen, wie Cronenberg einem etwas schmuddeligen Genrefilm seinen ganz eigenen Stempel aufdrückt.