NACHTBLENDE (OT: THAT MOST IMPORTANT THING: LOVE) (35mm)
Teil der Special Reihe NACHTBLENDE
Termine* Normalpreis € 10,50.-
* Kino von Welt Abos gültig
* nonstop Kinoabo gültig
„What starts off as a normal film about a love triangle doesn’t stay very normal for long if Zulawski is the director.“ EnterTheVoid on Letterboxd
Nachtblende zeigt NACHTBLENDE! Der Film, nachdem die Filmreihe benannt wurde, hat endlich den richtigen Rahmen gefunden, um dort zu laufen. Dabei ist er nicht unbedingt repräsentativ für das Programm. Statt dem Genre des Horrorfilms, wie etwa in Żuławskis legendärem POSSESSION, widmet sich der polnische Regisseur hier noch vielmehr als sonst dem Melodram. Aber keine Sorge: Durchgeknallt genug für die Nachtblende ist NACHTBLENDE allemal.
Der Fotograf Servais Mont (Fabio Testi) verliebt sich in die erfolglose Schauspielerin Nadine Chevalier (famos: Romy Schneider), die trotz Ehe mit dem psychisch instabilen Jacques Chevalier (Jacques Dutronc) seine Nähe sucht. Der Ehemann gibt sich zunächst freundlich, beobachtet die beiden jedoch misstrauisch. Um Nadines Herz zu gewinnen, finanziert Servais heimlich ein Theaterstück eines exzentrischen Regisseurs und verlangt im Gegenzug, dass sie etwa neben Karl-Heinz Zimmer (Klaus Kinski) die Hauptrolle spielen darf. Doch nach der vernichtenden Premiere gerät nicht nur die Produktion, sondern auch das fragile Dreiecksverhältnis unaufhaltsam ins Tragische…
In Romy Schneiders beachtlichem Oeuvre gehört „Nachtblende“ zu den Filmen, die am deutlichsten ihre enorme Begabung, ihr faszinierendes Mimikspiel, zeigen.
Neben Walrian Borowczyk (dessen THE BEAST ebenfalls in dieser Nachtblende-Staffel läuft) und Krzysztof Kieslowski (THREE COLOURS, THE DOUBLE LIFE OF VÉRONIQUE…) ist Andrzej Żuławski einer jener bekannten polnischen Regisseure, die von Warschau nach Paris gezogen sind, um zu studieren und zu arbeiten. Und wie auch die anderen beiden interessiert er sich für das Melodram. Żuławskis ganzes filmisches Werk ist geprägt von Liebesbeziehungen, nur dass der Regisseur die Ambivalenzen und Schattenseiten dabei nicht ausblendet, sondern radikal beleuchtet und in Szene setzt. Das Durcheinander der oft extremen Gefühle spiegelt sich auch in der filmischen Form wider. In seinem Werk herrschen Chaos und Hysterie. Und selbst wenn dies in gewisser Weise der Realität entspricht, so geht es dem Regisseur entschieden nicht um deren unmittelbare Abbildung. Andrzej Żuławskis Kino betont vielmehr seine eigene Künstlichkeit und beschwört Irritationen. Und dennoch kann man sich darin wiedererkennen. Was keineswegs angenehm ist.
Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger meint dazu: „Seine Kamera ist stets entfesselt und durchmisst die Räume großzügig, folgt mal dieser, mal jener Figur und riskiert eine Auflösung der Ordnung. Auf der narrativen Ebene nutzt er gern die Metapher des Krieges, der unvermittelt ausbricht, oder zumindest eine unerwartete Eskalation von Gewalt, um eine Übersteigerung der emotionalen Ebene indirekt zu vermitteln. Die Elemente des Gangster-, Horror- oder Kriegsfilms dienen bei Żuławski einer Steigerung der emotionalen Ebene des Melodrams. Dabei lässt er ebenso die Musik aufbrausen, während sich seine Darsteller absoluter Entäußerung hingeben. Żuławski beschwört Chaos und Ekstase anstelle von Transzendenz und Reflexion. Seine Milieus werden alle dekonstruiert […] Was bleibt, ist die diffuse Sehnsucht nach Liebe.“ (aus dem Booklet zum Mediabook von ucm.one)
Das Kino des Andrzej Żuławski ist bekannt als großes Schauspielerkino, was seine Projekte begehrt machte, aber auch zu einer besonderen Herausforderung für seine Darsteller.