Teil der Special Reihe SADFEST.
Lee Robert Brown: You don’t wanna hear my message. You spent fifty years evolving a propaganda system that’ll take the truth and change it into what you wanna hear.
Die USA, Anfang der 1970er: Im Schatten des Vietnamkriegs und wachsender Protestbewegungen ruft die Regierung den Ausnahmezustand aus. Unter dem McCarran Internal Security Act werden politische Aktivist:innen, Kriegsgegner:innen und Bürgerrechtler:innen ohne ordentliches Verfahren verurteilt – mit einer perfiden Wahl: langjährige Haft oder drei Tage im sogenannten „Punishment Park“. Dort müssen sie 53 Meilen durch die Wüste zurücklegen, verfolgt von Polizei und Nationalgarde. Wer das Ziel erreicht – eine amerikanische Flagge –, wird angeblich freigelassen. Doch das Spiel ist manipuliert, die Gewalt real.
Peter Watkins inszeniert dieses Szenario als pseudo-dokumentarisches Kammerspiel zwischen Tribunal und Überlebenskampf. Die Kamera bleibt distanziert, die Aussagen der Angeklagten sind improvisiert, die Wut ist echt. PUNISHMENT PARK ist keine Dystopie, mehr eine anklagende Warnung mit der Dringlichkeit eines Notrufs.
Peter Watkins's dystopian nightmare still grips, imagining hippies and radicals getting tortured for quasi-judicial sport by the National Guard ... satire of the most intimately powerful sort.
Gedreht 1970 mit einem Budget von nur 95.000 Dollar, entstand der Film in zwei Wochen am El Mirage Dry Lake in Kalifornien. Watkins arbeitete mit Laien – viele der Darsteller:innen waren tatsächliche Aktivist:innen und Polizisten. Die Dialoge wurden improvisiert, die Konfrontationen oft so intensiv, dass selbst die Crew glaubte, echte Gewalt zu filmen.
PUNISHMENT PARK wurde bei seiner Veröffentlichung weitgehend ignoriert oder zensiert – zu unbequem, zu direkt. Erst Jahrzehnte später wurde er als Meilenstein des politischen Kinos anerkannt. Heute wirkt er wie eine düstere Vorwegnahme von Guantanamo, Patriot Act und medialer Manipulation. Ein Film, der nicht nur gesehen, sondern ausgehalten werden muss.
