Teil der Special Reihe MANY VOICES - 100 JAHRE ROBERT ALTMAN
Kitty Potter: This is Milo O‘Brannigan, the most sought after fashion photographer in the business today. Milo you‘ve had a lock on the look of the 90s for decades now… Um, how have you managed to stay on top of everything?
Milo O‘Brannigan: Probably the same way you have Kitty.
Kitty Potter: Just hard work and believing in yourself, right?
Milo O‘Brannigan: Taking advantage of other people‘s insecurities.
Egal ob Herbst oder Frühling, die Semaine de la mode de Paris ist nicht nur einer der jährlichen Höhepunkte des Modekalenders und entscheidend dafür, was die Welt in den nächsten Monaten trägt oder nicht trägt, sie ist auch Herberge für den Jahrmarkt der Eitelkeiten. Von der rastlos rasenden Reporterin Kitty Potter (Kim Basinger) über die Hohepriesterinnen der Fachmagazine und den ekelhaft chauvinistischen Starfotografen (Stephen Rea), den sie verpflichten wollen, den gestrandeten Zeitungsreporter:innen (Julia Roberts und Tim Robbbins) zu den Models und Designer:innen, den Stars der Textilindustrie - sie alle bevölkern und bereichern die Stadt und nehmen sie für diese eine Woche für sich in Anspruch. Und ist die Fashion Week nicht auch eine wunderbare Erinnerung, wie kurzweilig Trends, Karrieren, Loyalität, Schönheit, die Liebe und Haftbefehle sein können?
I‘m more interested in essay films. I‘m more interested in behavior, human behavior, character behavior, than I am in telling very tight stories. Stories… long drawn out kind of stories… I like them when I watch them, but I don‘t deal with them very well.
Kaum jemand aus dem Feuilleton konnte mit Altmans Modefilm etwas anfangen. Zu seicht die Kritik an der Industrie selbst, zu platt der Humor. Ein Film, der so schnell in Vergessenheit geraten wird wie die Kleider, die er zeigt - so der allgemeine Tenor anno 1994. Den Vergleich zum Dargestellten könnte man durchaus beibehalten, wenn man den Standpunkt nur wechselte. PRÊT-À-PORTER funktioniert gerade durch seine Oberflächlichkeit und den Anspruch auf Vergänglichkeit. Er scheint nicht die Forderung an sich zu stellen, ein sofortiger Klassiker wie THE PLAYER und SHORT CUTS zu sein, die mit einer (teilweisen) schweren Ernsthaftigkeit auftrumpfen.
Dagegen begegnet uns PRÊT-À-PORTER mit einer geradezu luftigen Leichtigkeit. Dass der Regisseur dabei wieder das Spektrum der Filmgeschichte abdeckt - in Form seines Cast, vom goldenen Zeitalter Hollywoods über das europäische Kino bis hin zum neueren Independent Cinema und zu seinen liebsten Wegbegleiter:innen - hilft dem Sehvergnügen natürlich ungemein.
Text: Otto Römisch
