Teil der Special Reihe FEMINIST FRAMES
Im Anschluss Publikumsgespräch mit Journalistin Natascha Ickert und Journalistin und Kuratorin Julia Pühringer über Veränderungen und Stillstand in Arbeits- und Filmwelt. Natascha Ikert schreibt beim Standard im Ressort "Karriere", sie studierte Internationale Entwicklung und Raumplanung & Raumordnung, ist Expertin im PR- und Politikberatungsbereich, sie schreibt u.a. über sexuelle Belästigung in der Gastronomie sowie über sowie über die Arbeitsbedingungen von Müttern in Teilzeitarbeit.
Jane Fonda und Lily Tomlin sind als Freundinnen-Traumpaar spätestens seit sieben Staffeln „Grace and Frankie“ (2025 – 2022) ein Begriff. Begonnen hat alles mit einer Komödie über Frauenarbeit, von der heute noch alle den Titelsong kennen – er stammt von Country-, Queer- und Überhaupt-Ikone Dolly Parton.
„Workin′ 9 to 5, what a way to make a livin'
Barely gettin' by, it′s all takin′ and no givin'
They just use your mind and they never give you credit
It′s enough to drive you crazy if you let it”
1979 wird Jane Fonda wird durch ihre Freundin, die Aktivistin Karen Nussbaum, auf das allgegenwärtige Problem der sexuellen Belästigung aufmerksam gemacht, auf Frauen, die von den Männern, die sie selbst ausgebildet haben, in Betrieben überholt werden, auf Menschen, die so wenig verdienen, dass sie Lebensmittelmarken brauchen. „9to5: Organization for Women Office Workers“ hieß Nussbaums Organisation.
„Darüber sollte man einen Film machen“, dachte Fonda. „We did not see it as a comedy at first. What’s funny about working fifteen-hour days and getting paid for forty hours’ work a week?”, so Fonda in ihren Memoiren („My Life So Far”). Als Fonda Lily Tomlin im Theater sah und Dolly Parton im Radio hörte, war klar, wo die Reise hinführte. Fondas Ex-Agentin, die legendäre Filmproduzentin Paula Weinstein, schlug als Regisseur Colin Higgins vor, er hatte für „Harold und Maude“ das Drehbuch geschrieben. Man interviewte 40 Frauen, die ihre schlimmsten Büro-Geschichten aus dem Alltag erzählten. Als Higgins nach Rachefantasien fragte, war das Gelächter laut – und die zentrale Idee für den Film geboren.
Fonda, Lily Tomlin and Dolly Parton are a formidably charismatic triumvirate.
In wenigen Wochen war das Drehbuch fertig: Die frisch geschiedene Hausfrau Judy Bernly (Jane Fonda) beginnt als unerfahrene Sekretärin der Firma „Consolidated Companies“ – unter den strengen Augen von Bürochefin Violet Newstead (Lily Tomlin) und mit dem herrlichsten kaputten Kopierer der Filmgeschichte. Der Chef ist ein Trottel und Sexist (Dabney Coleman), den die vielfach fähigere Violet selbst angelernt hat. Beide Damen sind misstrauisch, was die bildhübsche Chefsekretärin Doralee Rhodes (Dolly Parton) betrifft – der Chef selbst streut Gerüchte über eine Affäre. Als sich die drei Frauen zusammenrotten, in einer Bar ganz und gar wundervollen Rachefantasien frönen (Dolly Parton auf einem Pferd mit Lasso!) und den Chef entführen, wird die Stimmung im Büro schlagartig besser …
Das Projekt, das binnen eines Jahres zustande und ins Kino kam, hatte ein Einspielergebnis von knapp über 100 Millionen US-Dollar allein in den USA, Parton verkaufte über eine Million Tonträger – das geniale Exempel für ein Zusammenspiel von Popkultur und politischer Debatte. „The women went wild, shouted back to the screen, and applauded at the end. Men liked the movie but were quiet, they knew something dangerous might be happening”, erzählt Karen Nussbaum.
Bei einer langen Geschichten von vertrottelten deutschen Verleihtiteln für US-Titel ist jener von „9 to 5“ zwar etwas lang geraten, aber trotzdem ein Geniestreich: „Warum eigentlich … bringen wir den Chef nicht um?“. Ein unfassbar witziger, mitreißender, gut recherchierter Film über Frauensolidarität und eine Revolution am Arbeitsplatz, die auch heute, 45 Jahre später, noch aussteht.
Filmtext: Julia Pühringer
