Teil der Special Reihe SADFEST.
„Faites apparaître ce qui, sans vous, peut-être ne serait jamais vu. / Mach sichtbar, was vielleicht ohne dich nie wahrgenommen worden wäre.“ Robert Bresson
Mouchette ist 14, lebt in einem abgelegenen Dorf, ihre Mutter liegt im Sterben, ihr Vater trinkt. In der Schule wird sie verspottet, zu Hause ignoriert. Als sie sich eines Tages im Wald verirrt, begegnet sie dem Wilderer Arsène. Was wie ein Moment der Nähe beginnt, endet in Gewalt. Danach kehrt sie zurück in eine Welt, in der sie nicht gesehen, nicht gehört oder gebraucht wird.
MOUCHETTE ist kein Film, der Mitleid sucht. Er zeigt, was geschieht, wenn ein Mensch verschwindet, bevor er je gesehen wurde. Ein Film über das Unsichtbare. Über das, was geschieht, wenn niemand hinsieht.
Like Au hasard Balthazar, Mouchette is a deeply pessimistic film which somehow leaves one in a mood close to exhilaration.
Robert Bresson verfilmte die gleichnamige Erzählung von Georges Bernanos mit jener Strenge, die sein Werk prägt. Er wählte die Vorlage gerade wegen ihrer kargen Sprache. Gedreht wurde im Herbst 1966 in der Provence, doch Ort und Zeit der Handlung bleiben vage. Die Landschaft wirkt austauschbar, das Dorf, in dem niemand Mouchette wirklich wahrnimmt, gesichtslos.
Die Hauptdarstellerin Nadine Nortier war keine Schauspielerin, sondern arbeitete in einer Bank. Bresson bestand auf „Modellen“ statt Darstellern – Menschen, die keine Rolle spielen, sondern existieren. Nortiers stoisches Gesicht wird zum Spiegel für all das, was der Film nicht erklärt. In späteren Interviews beschreibt Marie Cardinal (die im Film Mouchettes Mutter spielt) eine fast kalte Atmosphäre am Set. Kein Trost, keine Umarmungen. Nur Anweisungen und Haltungskorrekturen.
