LIPS OF BLOOD

Lips of Blood
Ein Film von Jean RollinFR 197587 min OmdU

Teil der Special Reihe NACHTBLENDE

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* Normalpreis € 10,50.-
* Kino von Welt Abos gültig
* nonstop Kinoabo gültig

„Einziges Manko: Die Tatsache, dass der Protagonist wie das uneheliche Kind von Pierre Richard und Thomas Gottschalk aussieht, brach ein wenig die magische Illusion.“ Daniel Krunz on Letterboxd

Im Kino des 70er-Jahre-Eurohorrors besetzt der Franzose Jean Rollin eine zentrale Position. Sein reichhaltiges Werk vermischt den Horror mit der Erotik, das Märchen mit der schwarzen Romantik und lässt Grenzen zwischen Exploitation- und Kunstkino verschwimmen. LIPS OF BLOOD zählt zu seinen besten.

Es hat etwas Zeremonielles und Andächtiges, diese Beisetzung der in weiße Tücher gehüllten Leiche. Und als diese in den gotischen Gemäuern, in die sie neben ein paar anderen getragen wurde, plötzlich zu atmen beginnt – oder durchgehend geatmet hat? – da kommt schnell eine Vermutung auf, womit man es hier zu tun haben könnte. Doch statt einer Auflösung gibt es einen Cut, wie in eine andere Welt. Eine Party, moderne Musik, Drinks. Und ein Gast namens Frederic (Jean-Loup Philippe), der durch das an der Wand hängende Foto einer alten Burg fast hypnotisch zu Grübeln beginnt. Wo hat er sie schon mal gesehen? Bilder aus seiner Kindheit mit einer jungen Frau in weißen Kleidern, die sich später im Film als Sylvia (Annie Bell) vorstellen wird, tauchen vor seinem inneren Auge auf. Wie getrieben begibt er sich also auf die Suche, die ihn über einen Kinosaal, einen Friedhof und so manche Halluzination immer weiter in ein düsteres Reich aus Erotik und Horror führt. Bis er die Toten weckt. Und die Toten, das sind bei Jean Rollin meist junge nackte Frauen mit spitzen Eckzähnen…

If I had to recommend an entry point to Rollin’s work for someone not already very well versed in the ways of European exploitation cinema, Lips of Blood is the movie I’d pick.
1000misspenthours.com

Jean Rollin kann in einem Atemzug mit anderen Regisseuren genannt werden, die sich für das Verhältnis und die Verschmelzung von Erotik und Gewalt interessierten (und zum Teil ebenfalls in diesem Programm zu finden sind): Walerian Borowczyk aus Polen, Jess Franco aus Spanien, oder Alain Robbe-Grillet aus Frankreich kommen da etwa in den Sinn, deren Kino sich wie bei Rollin irgendwo zwischen Trash und Kunst, zwischen Eploitation-Ware und Auteurenschaft einordnen lässt. Ein Kino, das solche Zuschreibungen gleichzeitig evoziert wie radikal herausfordert. Und dass es ohne den Zensurlockerungen der 70er-Jahre so nicht gegeben hätte. Aber niemand traumwandelt so konsequent in Tradition der Schwarzen Romantik, wie Rollin es tat: Düstere Schlösser, verwitterte Friedhöfe, fantastische Wesen – bevorzugt in Gestalt entblößter Vampirinnen – bevölkern seine Filme in beinahe fetischhafter Manier.

Es wäre ein Leichtes und auf andere Weise bestimmt Fruchtbares, das alles zu ignorieren und stattdessen anhand seines Werks den Male Gaze durchzudeklinieren. Nur würde es vermutlich weniger Vergnügen bereiten, da Rollins Kino doch immer mehr ist als die schauerromantischen Fantasien eines visionären Lustmolchs. Es ist geprägt von einer melancholischen Atmosphäre, einer poetische Langsamkeit und der Einladung, sich mitziehen zu lassen, in eine so verführerische wie gefährliche Traumwelt. Und das alles mit den einfachsten Mitteln umgesetzt, was man als Zuseher:in zwar merkt, aber was der Atmosphäre keinen Abbruch tut.

Lips Of Blood
The film has the body of gothic horror with the soul of the fantastique, and it’s a fascinating mashup that none of Rollin’s other work that I’ve seen has managed to balance as skillfully.
confluence-of-cult-com