LES DIABOLIQUES

Zwei Frauen, ein tyrannischer Mann und ein Mordplan, der zu funktionieren scheint. Zumindest bis das Opfer plötzlich wieder auftaucht. Oder auch nicht? Der Plot dreht sich wie ein Uhrwerk, präzise und gnadenlos, und doch bleibt der Verlauf der Geschichte unberechenbar. Mehr noch: Plot Twists wie es sie in diesem Film gibt, dürfte man vor 1955 nicht gesehen haben. Nicht umsonst hieß es seinerzeit in der New York Times: „To tell anybody the surprises that explode like shotgun blasts in the last reel is a crime that should be punishable by consigning of the culprit to an endless diet of grade-B films.“

Clouzot inszeniert dieses Plot-Twist-Gewitter jedenfalls mit chirurgischer Schärfe und ihm gelingt, was andere bis heute vergeblich versuchen: echtes Unbehagen zu erzeugen, ganz ohne Jumpscares, explizite Gewalt oder sonstige Schockmittel (die wir ja auch lieben, keine Frage). Vielleicht ist es unter anderem die Langsamkeit, die wir aus dem heutigen Kino kaum mehr kennen, die so bedrückend wirkt.

Die Vorlage stammt vom Crime-Fiction-Duo Pierre Boileau & Thomas Narcejac, deren Bücher bald darauf auch Hitchcock inspirierten. Der war von DIABOLIQUE so begeistert, dass er sich ärgerte, den Stoff nicht selbst verfilmt zu haben. Vielleicht tröstet es den Master of Suspense im Jenseits, dass er mit VERTIGO die nach wie vor bekannteste Boileau-Narcejac-Adaption verwirklichte. Die Legende besagt übrigens, dass man sich mit folgender Frage an Hitch wendete: „After seeing ‘Diabolique,’ my daughter was afraid to take a bath. Now she has seen your ‘Psycho’ and is afraid to take a shower. What should I do with her?” Hitchcock antwortete: „Send her to the dry cleaners“. Haha.