LA CÉRÉMONIE (35mm)

La Ceremonie
Ein Film von Claude ChabrolGER/FRA 1995111 min OmdU 35mm

Teil der Special Reihe NACHTBLENDE

„Funnier Games“ cola2k on Letterboxd

Claude Chabrol, ein Chronist bürgerlicher Abgründe, erzählt in BIESTER (dt. Verleihtitel) keine Geschichte von Gut und Böse, sondern vielmehr von einer stillen Spannung, die sich langsam auflädt, um am Ende umso gewaltiger zu explodieren. Isabelle Huppert beweist einmal mehr, dass ihre Rollenwahl Schmackes hat und nicht nur ihre Präsenz weckt Assoziationen zum Kino Michael Hanekes.

Ein Haus auf dem Land, mit mehr als nur einem Hauch von Bourgeoisie. Catherine Lelièvre (Jacqueline Bisset) stellt eine neue Haushälterin ein. Sophie (Sandrine Bonnaire) ist schweigsam, pflichtbewusst und effizient. Eine, die alles richtig macht und trotzdem nicht dazugehört. Dass sie nicht lesen kann, hält sie geheim. In der Welt der Lelièvres, wo Bücher wie Silberbesteck zum Inventar gehören, gibt es Analphabetismus nur fern des Tellerrandes. Als Sophie Jeanne (Isabelle Huppert) kennenlernt, eine Postbeamtin mit scheinbar dunkler Vergangenheit, beginnt sich etwas zu bewegen. Die beiden von Verletzungen geprägten Frauen gehen eine Symbiose ein, die weniger mit Freundschaft als mit Stille, Wut und einem unterschwelligen Pakt zu tun hat…

Mit gewohnter Sorgfalt und Distanz inszeniert Chabrol die Schatten und Folgen alter Verletzungen.
filmdienst.de

Wie auch Peter Jacksons HEAVENLY CREATURES beruht LA CÉRÉMONIE auf wahren Begebenheiten. Der brutale Mord der hausangestellten Papin-Schwestern an ihren Arbeitgebern hat bereits zu mehreren filmischen Adaptionen aber auch anderen Auseinandersetzungen geführt. So war einer der ersten Veröffentlichungen des Psychoanalytikers Jacques Lacan eine Analyse dieser Tat.

Chabrol richtet in seinem Film die Kamera wie ein Seziermesser auf die Oberflächen. Es findet kein Melodram statt, auch kein wirklich sichtbarer Übergriff, keine offene Demütigung. Die Bourgeoisie ist hier nicht monströs, sondern vielmehr korrekt, bemüht, liberal. Vielleicht macht sie genau das so unerträglich. Es geht weniger um Schuld, als um eine Ordnung und eine Struktur, die keine Luft zum Atmen lässt. Chabrols LA CÉRÉMONIE ist ein Film über die Gewalt, die in der Normalität wohnt.

La Ceremonie
France's master of suspense, Claude Chabrol, relishes every malevolent, icily controlled shot of this perfectly constructed thriller, right up to its terrifying, violent climax.
The Guardian