HEAVENLY CREATURES
Teil der Special Reihe NACHTBLENDE
„kate winslet has been out there doing it for the lesbians for all this time“ Marian on Letterboxd
Bevor Peter Jackson Mittelerde kartografierte, drehte er einen der schönsten, traurigsten und gefährlichsten Filme der 90er. Und bevor Kate Winslet als Rose fast auf der Titanic ertrank, gab sie in HEAVENLY CREATURES ihr Debüt als überdrehte Juliet in der neuseeländischen Provinz der 50er Jahre.
Dort begegnet sie der schweigsamen Pauline (Melanie Lynskey) und die beiden verlieben sich. Ineinander, in Opernsänger Mario Lanza, in ihre dekadente Fantasiewelt, in die Vorstellung, ganz woanders zu sein. Und als man sie trennen will, treffen sie eine radikale Entscheidung, die für eines der erinnerungswürdigsten Filmenden der 90er-Jahre sorgen wird…
What makes Jackson’s film enthralling and frightening is the way it shows these two unhappy girls, creating an alternative world so safe and attractive they thought it was worth killing for
Jacksons Film basiert auf einem wahren Fall. Doch statt auf Psychologie setzt er auf emotionale Wucht und radikale Subjektivität. Die virtuose Kamera tanzt mit den Mädchen durch ihre eigens kreierte Welt, die bevölkert ist von Tonfiguren, Monarchen, Idolen. Die Grenze zwischen Wahn und Wirklichkeit verschwimmt, die Traumwelten der Mädchen überwuchern die Realität. Bis gar kein Platz mehr für sie bleibt.
Heavenly Creatures ist ein Film über Freundinnenschaft, queeres Begehren, Klassenschranken, Eskapismus, aber auch über die Brutalität gesellschaftlicher Normierung. Juliet darf nicht mit Pauline leben, weil ihre Liebe nicht ins Bild passt. Und Pauline darf nicht träumen, weil sie aus der falschen Schicht stammt. Die Mädchen reagieren darauf nicht mit Rebellion, sondern mit einem Märchen aus Blut. Ein Film von bestürzender Zärtlichkeit und bitterer Konsequenz. Und ein Beweis dafür, dass Jacksons Weltflucht schon lange vor dem Betreten des Auenlandes epochale Formen annahm.
Dass Peter Jackson zwei Jahre vor dem krassen und zugleich zärtlichen und subtilen Heavenly Creatures den auf eine ganz andere Weise tollen Braindead in die Welt gesetzt hat, ist immer noch sehr erstaunlich (sein Partner in Script-Crime ist übrigens seit 1987 Ehefrau Fran Walsh).
