Teil der Special Reihe MANY VOICES - 100 JAHRE ROBERT ALTMAN
Henry Denton: You Brits really don't have a sense of humor do you?
Elsie: We do if something's funny, Sir.
November 1932. Die Lordschaft McCordle (Michael Gambon und Kristin Scott Thomas) lädt zum Jagdfest ein. Das bedeutet ein volles Haus an Verwandten, befreundeten sowie ferner bekannten Gästen im Obergeschoss. Einen Stock tiefer befindet sich die hauseigene und mitgebrachte Dienerschaft. Diskrete und persönliche Angelegenheiten oben werden unten, unter vorgehaltener Hand, kommentiert und im Bedarf oben an anderer Stelle weitergeleitet. Die Verhältnisse sind klar definiert, bis ein Mord diese Ordnung durcheinander bringt und unerwartete Verbindungen zwischen den Klassen aufdeckt.
Working within the double frame of English manners and Agatha Christie, Altman holds his nastiness in check, and he pulls off something marvelous, just as he did in M*A*S*H, MCCABE & MRS. MILLER, NASHVILLE, and THE PLAYER: he achieves his dream of a truly organic form, in which everyone is connected to everyone else, and life circulates around a central group of ideas and emotions in bristling orbits.
Robert Altmans Film ist vor allem ein Fest der Stile: des ausgeprägten Verhaltens, das das britische Klassensystem hervorgebracht hat; der persönlichen Stile einer reichhaltigen Galerie von Schauspieler:innen; und seines eigenen Stils, viele Figuren einzuführen und sie sich durch eine labyrinthische Handlung schlängeln zu lassen.
Gosford Park ist eine so freudige und kühne Leistung, dass es zu seinen allerbesten Arbeiten gezählt werden kann. Er bedient sich des Genres des klassischen britischen Kriminalromans, wie er von Agatha Christie definiert wurde: Gäste und Bedienstete bevölkern ein großes Landhaus, und einer von ihnen wird ermordet. Aber es ist ein Whodunnit in demselben Sinne, wie M*A*S*H ein Kriegsfilm, MCCABE ein Western und POPEYE ein Musical ist: Altman nutzt das Setting, überschreitet aber die Grenzen und definiert das Ziel neu. Dies ist nicht weniger als eine Komödie über Egoismus, Gier, Snobismus, Exzentrizität und Klassenausbeutung, und Altman hat Recht, wenn er hofft, dass die Leute den Film mehr als einmal sehen werden; nachdem man das Ziel kennt, verändert sich die Reise.
Text: Otto Römisch
