CALIFORNIA SPLIT (4K)

CALIFORNIA SPLIT
Ein Film von Robert AltmanUSA 1978108 min eOV 4K

Teil der Special Reihe MANY VOICES - 100 JAHRE ROBERT ALTMAN

Charlie Waters: Do you always take a big win this hard?
Bill Denny: Charlie, there was no special feeling in it. I just said there was.
Charlie Waters: Yeah, I know that. Everybody knows that. Don‘t mean a fucking thing, does it?


Charlie Waters (Elliott Gould) scheint seine Zeit auf der Erde beinahe ausschließlich in Casinos, auf Rennbahnen und in Pokerhallen zu verbringen. Bill Denny geht zumindest tagsüber einem ordentlichen Beruf als Redakteur einer Zeitung nach. Was sie eint, ist die Sucht nach dem Spiel. Ob es sich dabei um etablierte Formen des organisierten Glücksspiels oder kleine, im Suff abgeschlossene Wetten, wer mehr der sieben Zwerge namentlich aufzählen kann, handelt, ist dabei nebensächlich. Ebenso nebensächlich scheint die Frage, ob man sich einem spielerisch charmanten Virus hingibt oder sich mit den konsequenten Folgen der Spielsucht in Gestalt der unnachgiebigen Gläubiger konfrontiert sieht. Könnte beides doch mit einem einzigen Abend, bei dem das Glück voll zuschlägt, befriedigt werden.

Ein Film über Spielen (Poker), Trinken (Alkohol) und Leben (immer am Abgrund, aber auf der Jagd nach dem großen Durchbruch). Robert Altman und seine zwei herrlichen Loser-Protagonisten navigieren durch eine wirklichkeitssatte, chaotische, abgeschabte Welt der Poker-Hallen, Absturz-Bars und Kurzfrist-Absteigen. Diese Welt ist in CALIFORNIA SPLIT nicht nur zu sehen und – in der für Altman typisch aufregenden Weise – zu hören, sondern fast zu riechen. Aus dem Widerstand gegen alles, was im klassischen Kino „groß“, „glamourös“ und von einem „galoppierenden Plot“ angetrieben sein sollte, entsteht hier: die Größe, der Glamour und der Galopp des modernen Kinos.
Alexander Horwath

Das Drehbuch zu California Split schrieb Joseph Walsh mit der Energie eines Schauspielers, dem seit Jahren kein Engagement zukam, und der Motivation eines Spielers, der sich und seine Sucht nie adäquat auf der großen Leinwand repräsentiert sah. Zwar hatte er Hilfe beim Script von seinem Buddy Steven Spielberg, doch das Projekt wollte unter MGM und einer für den Autor unmöglichen Anzahl an Forderungen und Änderungswünschen nicht in die Gänge kommen. 

Ein Glücksfall für Walsh und uns, denn so kam das Buch Robert Altman, selbst ein passionierter Zocker, zu und wurde bei Columbia realisiert. Der Preis, den der Drehbuchautor zahlte, war, dass Altman sich den Stoff zu eigen machte, alles umschrieb und die Schauspieler:innen nach seiner Manier improvisieren ließ, bis vom Originalstoff kaum mehr als die Idee übrig blieb.


Text: Otto Römisch