BROKEN MIRRORS
Teil der Special Reihe NACHTBLENDE
im Double Feature mit BAISE-MOI
„ultimate men are garbage film“ Marya E. Gates on Letterboxd
Die niederländische Regisseurin Marleen Gorris, die später mit ANTONIA’S WELT als erste Regisseurin einen Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewann, legte mit BROKEN MIRRORS ein verstörendes Frühwerk vor. Weder handelt es sich um voyeuristisches Elendskino, noch um eine feministische Verklärung von Sexarbeit: Sie zeigt das Leben in einem Amsterdamer Bordell mit ernüchternder Selbstverständlichkeit. Und mit einer Parallelmontage, die unter die Haut geht.
Der Film verwebt zwei Erzählstränge: Das Innenleben eines Bordells, in dem die Frauen arbeiten, lieben, streiten, sich solidarisieren und manchmal auch Schutz suchen. Auf der anderen Seite ein Kellerverlies, in dem ein Mann Frauen entführt, demütigt und tötet. Wenn diese zwei Erzählstränge zueinander führen, werden passend zum Titel Selbstbilder brüchig und Spiegel in Scherben liegen…
Broken Mirrors certainly aims to stick in the knife and twist it when it comes to depicting the casual cruelty of evil men.
Das Herausragende an BROKEN MIRRORS, der nebenbei bemerkt den äußerst unpassenden deutschen Verleihtitel DIE GEKAUFTE FRAU trägt, ist die nüchterne Darstellung von Sexarbeit und der radikal weibliche Blick. Entgegen dem deutschen Titel, verkaufen sich Frauen in der Sexarbeit bekanntlich nicht, sondern lediglich ihre Dienstleistungen. Bei dieser Arbeit werden sie im Film begleitet. Schön ausgeleuchtet und trotzdem nüchtern, jedenfalls nie ausbeuterisch oder effekthascherisch. Die Frauen des Hauses sind weder Opfer noch Heldinnen. Ihre Arbeit hat nichts Empowerndes, aber sie wird auch nicht wie die Hölle auf Erden inszeniert.
Einmal fällt der heftige Satz „Ich finde es beruhigend, dass gewöhnliche Frauen auch nicht sicherer sind, als wir Huren.“ Gorris zeigt Strukturen auf und wie tief patriarchale Gewalt in diesen verankert ist. Sowohl die Glorifizierung, als auch die Verteufelung dieses Milieus können den Blick auf das Wesentliche verwässern: Dass es ein Symptom alltäglicher patriarchaler und kapitalistischer Strukturen ist. Indem BROKEN MIRRORS einfache Antworten verweigert, schafft er es, ein ambivalentes Bild zu zeichnen, das man sich in der politischen Diskussion um Sexarbeit manchmal nur wünschen kann.
Broken Mirrors could have easily devolved into just another murder mystery with prostitution used just for titillation, but Gorris’ art is definitely feminist in both its themes and styles.