BAISE-MOI (35mm)

Baise-Moi
Ein Film von Virginie DespentesFRA 200074 min OmdU 35mm

Teil der Special Reihe NACHTBLENDE

im Double Feature mit BROKEN MIRRORS

„felt more like a manifesto and personal revenge and I thought that was pretty impressive“ Blair Bitch on Letterboxd

Kein Film für sanfte Gemüter, sondern ein Schlag in die Magengrube des Patriarchats, der Filmindustrie und allen anderen die gerade zuschauen. Kein nach konventionellen Maßstäben perfekter Film, sondern die knallharte Antwort auf ein Kino, das sexualisierte Gewalt als Spannungsmoment inszeniert, aber deren Konsequenzen bagatellisiert. Gemeinsam mit Co-Regisseurin Coralie Trinh Thi verfilmt Despentes mit ihrem Regiedebüt ihren eigenen Roman von 1994 und schreibt sich damit in die Geschichte des Skandalfilms ein.

Nadine und Manu, zwei Frauen aus der französischen Unterschicht, kämpfen mit Armut und Erniedrigungen aller Art, halten sich mit Sexarbeit über Wasser und werden regelmäßig Opfer brutaler Übergriffe. Der Tropfen, der das Fass für sie zum Überlaufen bringt, ist eine filmisch hochgradig explizit inszenierte Vergewaltigung. Statt sich weiterhin in der Opferrolle einzurichten, greifen sie zur Waffe…


Rauben, Töten, schneller Sex: Virginie Despentes' Skandalfim "Baise-moi" setzt an, wo "Natural Born Killers" und "Thelma und Louise" aufhörten - allerdings ganz ohne Hollywood-Pathos
Simone Mahrenholz für SPIEGEL

Baise-moi wurde damals als "Pornoviolence" beschimpft, in mehreren Ländern zensiert oder verboten. Australien machte neben anderen Ländern diesen Umstand gleich zur Marketingstrategie: „Banned in France! Cut by Censor in Britain! Pulled Off Screens by Court Order in NZ! Complete and Uncut in Australia“. Doch wer hier nur Schockkino sieht, verkennt die Radikalität des Blicks. Zur umstrittenen Vergewaltigungsszene meint Dominik Kamalzadeh seinerzeit im DER STANDARD: „Schon hier tritt das Widersprüchliche von Baise-moi zutage – die Vermengung von "authentischem" Sex und simulierter Gewalt. Es erübrigt sich fast zu sagen, dass Szenen wie diese keineswegs pornographisch im üblichen Sinne sind, da der voyeuristische Blick permanent "gestört" wird, der Sexualakt meist auf Totalen beschränkt bleibt.“

Despentes zeigt nicht nur Gewalt, die zu großen Teilen willkürlich und unbegründet über ihre Opfer hereinbricht. Sie seziert eine Gesellschaft, in der diese Gewalt strukturell ist – und Wut das einzige Ventil zu sein scheint. Roh, ungeschliffen, manchmal verstörend amateurhaft, aber gerade das macht ihn so effektiv. Kein Schutz, kein Filter. Ein nihilistischer Roadtrip, irgendwo zwischen Thelma & Louise und Natural Born Killers, nur mit weniger Glamour, mehr Körperflüssigkeiten – und ohne Erlösungsversprechen. Wer sich traut, sollte hinsehen.

Baise-Moi
Similarly to a majority of the New French Extreme participants, the controversy of Baise-moi caused a media storm that superseded the real significance of its intent. Away from the tumult, an often overlooked undertone was (and still is) the groundbreaking portrayal of female friendship.
Little White Lies