SCHINKEN-Matinee am 17. Februar 2019 um 12:00
NOVECENTO (1900)
Ein Film von Bernardo Bertolucci
I/F/BRD 1976
317 min, ital. OmdU, 35mm
Regie
Bernardo Bertolucci
Drehbuch
Franco Arcalli, Bernardo Bertolucci, Giuseppe Bertolucci
Kamera
Vittorio Storaro
Schnitt
Franco Arcalli
Musik
Ennio Morricone, Giuseppe Verdi
Ausstattung
Maria Paola Maino
Szenenbild Gianni Quaranta
Kostüm
Gitt Magrini
Darsteller
Robert De Niro, Gérard Depardieu, Dominique Sanda, Donald Sutherland
Termine
Schinken. Große Filme, bigger than life. Im Rahmen dieser Matinee-Filmreihe entstauben wir Klassiker, die ihren fixen Platz in der Filmhistorie zwar längst innehaben, aber kaum im Kino zu erleben sind. Wir geben ihnen eine würdige Präsenz - auf der großen Leinwand des Gartenbaukinos.
Wieder wird es nicht an einer passenden kulinarischen Begleitung mangeln - dank unserer SCHINKEN-Partner Radatz und Der Schweizer!
Wir spielen den Film entgegen ersten Ankündigungen nun von einer 35mm-Kopie und in italienischer OV mit deutschen Untertiteln!
Zu Ehren des kürzlich verstorbenen Regisseurs Bernardo Bertolucci
Nach dem phänomenalen Erfolg von DER LETZTE TANGO IN PARIS war für Bernardo Bertolucci in der Filmindustrie alles möglich. So wurde NOVECENTO (Deutscher Titel "1900") das damals kostspieligste und ehrgeizigste Projekt in der Geschichte des europäischen Films.
NOVECENTO erzählt die Geschichte Italiens der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Anhand des Schicksals zweier Freunde, die am selben Tag aber in unterschiedliche soziale Schichten geboren werden, schildert Bertolucci das Klassensystem vor dem ersten Weltkrieg, das Aufkommen des Faschismus, die Machtübernahme des Terrorregimes und schlussendlich den Aufstand der Arbeiter und Sozialisten nach dessen Zusammenbruch.
Alfredo (Robert De Niro) wird als Sohn eines reichen Gutsbesitzers, Olmo (Gérard Depardieu) als Sohn eines Landarbeiters am Tag des Todes von Guiseppe Verdi geboren - was dem Anfang der Geschichte ein klares Datum einschreibt: den 27. Jänner 1901. Alfredo soll - standesgemäß - Jurist und Gutsherr werden, Olmo soll ihm wie schon sein Vater und Großvater dienen. Doch der Erste Weltkrieg kommt dazwischen und sorgt für große Umwälzungen, die sich danach in Gestalt des ersten Landarbeiterstreiks Italiens sowie der Weltwirtschaftskrise fortsetzen und die Freundschaft der beiden Männer auf harte Proben stellt. Alfredo entwickelt sich als Gutsbesitzer zu einem Bohemien, der den Mussolini-Faschismus zwar verachtet, seine Vertreter aber auch auf seinem Gutshof gewähren lässt, Olmo wird als Sozialist politisch aktiv.
Zwischen beiden steht die mondäne Ada, die Alfredo heiratet, aber politisch auf der Seite Olmos steht und während der faschistischen Herrschaft auch mit Olmo fliehen muss. Nach der Befreiung 1945 ist es der zurückgekehrte Olmo, der Alfredo vor der Verurteilung durch das Landarbeitertribunal rettet - die Rivalität zwischen den beiden bleibt dennoch bis zum Schluss bestehen.
Die Musik zu diesem überlebensgroßen, ausschweifenden, epochalen italienischen Jahrhundert-Epos komponierte Ennio Morricone, der auch Melodien aus Verdi-Opern einarbeitete.
Ein zeitgenössischer Spiegel-Artikel lieferte 1975 ein paar interessante Gedanken von Bernardo Bertolucci:
"Für Bertolucci sind diese beiden Figuren, Olmo und Alfredo, die er mit der gleichen Anteilnahme darstellt, ‚ein bißchen die zwei Gesichter ein und derselben Person‘, Symbolfiguren ‚einer sozialen Dialektik, Charaktere, durch die man in das Innere des Jahrhunderts blicken kann‘. Die utopische Botschaft von NOVECENTO soll sein, das das 20. Jahrhundert ‚das Jahrhundert ist, in dem die Figur des Besitzers stirbt, als soziales Individuum und als soziale Tatsache‘. Bertolucci vertraut optimistisch, und dafür soll sein Film sprechen, auf die ‚unverzichtbaren Eroberungen der Arbeiter-und-Bauernklasse, die für immer die Wiederkehr des Faschismus in Italien verhindern wird‘."
Verleih
Park Circus