Mit Bühnengesprächen am 23.3., 30.3. und 21.4.
KINO WIEN FILM
Ein Film von Paul Rosdy
A 2018
97 min
Regie
Paul Rosdy
Drehbuch
Paul Rosdy
Kamera
Peter Roehsler, Wolfram Wuinovic, Gabriel Krajanek
Schnitt
Paul Rosdy
Ton
Paul Rosdy
Musik
Gerhard Gruber
Darsteller
Protagonisten: Anna Nitsch-Fitz, Gerhard Gruber, Stefan Nehez, Horst Raimann, Florian Pausch, Christian und Herbert Dörfler, Klaus Christian Vögl, Michaela Englert, Henry Ebner, Peter und Harald Kotas, Peter Kubelka, Michael Stejskal, Christof Papousek
Termine
Das Gartenbaukino zeigt KINO WIEN FILM an 3 Terminen. Nach den Vorführungen gibt es jeweils Bühnengespräche mit unterschiedlichen Gesprächspartnern.
23. März um 15:00
Dr. Claudia Gröschel von der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft im Gespäch über die Adresse Parkring 12 und darüber, warum das Gartenbaukino den Namen Gartenbaukino trägt.
30. März um 15 Uhr
Robert Kotas (1904 -1973) hat mehr als 40 Kinos in Österreich gebaut bzw. umgebaut. Das Gartenbaukino, 1960 eröffnet, ist das einzige noch existierende. Podiumsdiskussion über seine Kinoarbeit mit Walther Richter (Kinoexperte), Norman Shetler (Geschäftsführer des Gartenbaukinos), Fiona Liewehr (Ausstellungskuratorin) sowie Peter und Harald Kotas, Sohn und Enkel des Kinoarchitekten.
21. April um 15:30
Horst Raimann, Kinotechniker seit 1960, im Gespräch über die fortlaufende Erneuerung des Kinos.
Kurz nachdem die Brüder Lumière 1896 in der Kärntner Straße ihre ersten „lebenden Bilder“ vorführten, entstanden in Wien hunderte Kinos. Nicht allein den heute noch existierenden spürt diese lokale Kinoreise mit enzyklopädischer Zugewandtheit nach. Architektur, Technik, Besitzverhältnisse und längst vergessene Berufsbilder werden aufgerufen – der „Filmpendler“ als ambulante Vorwegnahme digitaler Downloadzeiten hetzte mit kurzen Filmteilen von Haus zu Haus. Warum, so fragt das „Blatt des Kinobesuchs“ 1923 sein Publikum, geht ihr ins Kino? Antwort aus Freuds Wien: „Um meine Fantasien und unterdrückten Sehnsüchte spielen zu lassen.“
(Viennale)
KINO WIEN FILM ist eine Kinoreise durch Wien von 1896 bis heute. Sie erzählt mittels Gesprächen mit Kinobetreibern, Filmvorführern und Technikern, Kinobesuchern und einem Historiker sowie zahlreichen Film-, Foto- und Textdokumenten eine Kinogeschichte Wiens – vom ersten Kino auf der Kärntner Straße bis zur heutigen Multiplexwelt.
Regie Statement
Inspiriert zu Kino Wien Film hat mich mein vorheriger Film Der letzte Jude von Drohobytsch. Dabei ging es um Alfred Schreyer, einen Mann, der – wie es Hans Hurch bei der Viennale 2011 schrieb – , eine Geschichte zu erzählen hat, so unglaublich, dass ein Leben nicht ausreicht, sie zu fassen. Eine dieser für mich so unglaublichen Episoden aus Alfred Schreyers Geschichte war, dass er in der Sowjetunion Kinofoyerorchestermusiker gewesen ist. Dieses Wort, dieser Beruf – Kinofoyerorchestermusiker – zündete in mir den Funken, etwas über die Kinos von Wien zu machen.
2012 erfuhr ich, dass im English Cinema Haydn ein neues Kino (Saal D) gebaut wird. Herbert und Christian Dörfler gewährten mir Zutritt zu den Bauarbeiten und damit auch in die für Wien nicht untypische, tragische Vergangenheit ihres Hauses. In der Viennale Publikation – 50 Jahre, 50 Projekte – las ich über den Vorführer im Gartenbaukino Horst Raimann, wie er mit seiner jahrzehntelangen Berufserfahrung in der Kinotechnik dem Filmfestivals zur Seite steht. Ich wusste, hier liegt der Schlüssel für den Projektionsraum. Bald traf ich Florian Pausch und erfuhr – dank seiner Kinodiasammlung – vom Beruf des Kinopendlers. Später lernte ich tatsächlich einen ehemaligen Kinopendler kennen – Stefan Nehez. Viele weitere solcher Momente begleiteten mich im Laufe von fast sechs Jahren auf dem Weg zu einer Kinogeschichte Wiens, von 1896 bis heute.
Meine Herangehensweise ist so wie bei all meinen Filmen. Ich interessiere mich für ein Thema und die Menschen, die damit in Verbindung stehen. Ich studiere Originalquellen und versuche an längst vergangene Zeiten so nah wie möglich heranzukommen.
Gestalterisch spannend war, dass ich bei den Dreharbeiten plötzlich sehr viele nicht bespielte Kinoleinwände vor mir hatte – ein weißes Bild im Bild. Bei den Schnittarbeiten hatte ich viel Freude damit.
Paul Rosdy